Cupra Ateca VZ Cup - Des Guten Freund

AR-Testteam | 14.12.2023

Getuntes SUV «Das Bessere ist des Guten Feind», sagt das Sprichwort. Im Fall des Cupra Ateca VZ Cup, der Abt-getunten Version eines sportlichen SUV, trifft es nicht zu. Ganz im Gegenteil.

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Am Zweiliter-TSI-Vierzylinder wurden keine mechanischen Änderungen vorgenommen. Die Leistung wird von 300 auf 360 PS angehoben, indem ein kleines Kästchen hinzugefügt wird, das das Mapping ändert und so den Ladedruck des Turbos erhöht.

Die Zusammenarbeit zwischen der deutschen Tuningfirma Abt und den Marken des VW-Konzerns ist den meisten bekannt. Was viele jedoch nicht wissen: Diese Zusammenarbeit besteht schon seit mehr als einem Jahrhundert. Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich Abt mit herunterklappbaren Kufen für auch im Winter fahrende Kutschen einen Namen gemacht. In den 1930er-Jahren beschloss Abt, das Geschäft zu diversifizieren und in die Reparatur und den Handel mit Autos der Marken Horch und Audi einzusteigen. Natürlich gehörten die beiden damals noch nicht zu Volkswagen. Und natürlich baute Abt in den 1930er-Jahren noch keine Autos um, sondern verkaufte und reparierte sie lediglich. Erst viel später kam das Unternehmen offiziell zum Tuning, genauer gesagt in den 1960er-Jahren. Johann Abt, Enkel des Gründers und begeisterter Motorsportler, wollte die Leistung seiner Autos optimieren. So kam er auf die Idee, damit ein Geschäft zu machen. Und das 1967 eingeführte Abt-Tuning wurde schon bald zum Kerngeschäft des Familienunternehmens.

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Dank 360 PS bei nur 1620 Kilogramm Gewicht profitiert der Cupra Ateca VZ Cup von einer sehr guten Dynamik.

Parallel zu seinen Tuningaktivitäten nahm Abt seit den späten 1960er-Jahren immer wieder bei Rennsportserien teil. Meist unter der Flagge von VW (wie 1979, als Abt mit dem Golf der ersten Generation die Trophée de l’Avenir gewann) und Audi (wie 1999, als Abt nach dem offiziellen Rückzug der Ingolstädter im Super-Tourenwagen-Cup startete). In jüngster Zeit setzte das deutsche Unternehmen, das sich zu einem echten Rennstall entwickelt hat, in der Formel-E-Weltmeisterschaft und in der Extreme-E-Rennserie auf Fahrzeuge ­einer anderen Marke, der neusten in der Volkswagen-Gruppe: Cupra. Das erklärt vielleicht, warum sich Cupra Suisse, innerhalb der Amag-Gruppe verantwortlich für den Import der spanischen Marke, mit Abt zusammengetan hat, um offiziell eine massgeschneiderte Version seines SUV Ateca VZ anzubieten. «Der von Abt modifizierte Ateca VZ Cup entstand auf unsere Initiative hin und wurde mit dem Werk abgestimmt», sagt Karin Huber, die Schweizer Cupra-Sprecherin. Es ist nicht das erste Mal, dass die Amag ein von Abt modifiziertes Modell offiziell auf den Markt bringt. 2016 lancierte Volkswagen Schweiz den Golf R zum Beispiel in einer exklusiven Variante namens R360S mit 360 PS in einer Auflage von nur 220 Exemplaren. Der Erfolg war überwältigend.

Keine technischen Modifikationen

Beim Ateca VZ Cup setzt Abt auf die gleichen Massnahmen wie damals beim VW Golf. Der berühmte EA888-Konzernmotor, der 2.0-TSI-Vierzylinder mit 221 kW (300 PS) und 400 Nm, wird durch einfaches Chiptuning auf 265 kW (360 PS) und 450 Nm gesteigert. Es werden also keine mechanischen Veränderungen vorgenommen. Die Leistungssteigerung wird primär über den Turbolader erreicht. Der Turbolader bleibt derselbe, aber er profitiert von einem speziellen Mapping, das von Abt entwickelt wurde und es ihm ermöglicht, viel mehr Ladedruck aufzubauen. Das Steuergerät, das dieses Mapping ändert, ist unter der Motorhaube zu sehen (s. Bilder unten). Ästhetisch ist der Ateca VZ Cup mit dem 300 PS starken Standard-Ateca VZ identisch. Leider verfügt er nicht über den Diffusor aus Kohlefaser und den speziellen Heckspoiler, die Abt für seine selbst vermarkteten Versionen anbietet. Auch die Felgen stammen nicht aus dem Katalog des Tuners. Trotzdem sind die 20-Zoll-Felgen versionsspezifisch.

Während sich die Höchstgeschwindigkeit im Vergleich zum 300 PS starken Ateca kaum ändert, wird der Sprint von 0 auf 100 km/h laut offiziellen Angaben in 4.6 statt 4.9 Sekunden absolviert, also drei Zehntelsekunden schneller. In der Praxis schaffte der Ateca VZ Cup diese Übung in 4.8 
Sekunden (nach AR-Messung), was angesichts der auf dem Auto montierten Winterreifen sowie des während der Messung wütenden Regens und der niedrigen Temperaturen ein hervorragender Wert ist. Obwohl der Cupra Ateca VZ Cup in Sachen Leistung und Performance dem Cupra Formentor VZ5 mit seinem 390 PS starken 2.5-Liter-Fünfzylindermotor von Audi Sport ähnelt, kann er nicht mit diesem konkurrieren. Während der Formentor VZ5 mit einem herrlichen Sound und einer beeindruckenden Beschleunigung aufwartet, neigt der Ateca dazu, sich bei hohen Drehzahlen zu Tode zu schreien (auch der Akrapovic-Auspuff ändert daran nichts), und es fehlt ihm an Drehmoment beim Anfahren. Auch die Motorbremswirkung ist sehr gering, was bei Abfahrten von Bergpässen etwas ärgerlich ist. Um aber eines klarzustellen, bevor es falsch herüberkommt: Der Ateca funktioniert sehr gut und ist nicht unangenehm zu fahren. Dennoch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das SUV mit einem Motor mit mehr Charakter noch besser ausgestattet wäre.

Viele Trümpfe in der Hand

Leider glänzt der Vierzylinder auch nicht durch seinen Verbrauch. Der Wert von 8.1 l/100 km, der auf der standardisierten AR-Normrunde ermittelt wurde, zeigt, dass die kleinen Motoren nicht immer die mit dem kleinsten Durst sind. Ansonsten gibt es beim Antrieb glücklicherweise nicht viel zu bemängeln. Das automatisierte Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe gibt keinen Anlass zur Kritik, es ist schnell und reagiert stets prompt. Die Traktion, die durch den Allradantrieb gewährleistet wird, ist einwandfrei, ebenso das Fahrwerk, das die Karosse stabil hält und sie in den meisten Kurven souverän einlenken lässt. Letzteres ist auch auf das geringe Gewicht des Fahrzeugs zurückzuführen: 1620 Kilogramm zeigte die AR-Waage an. Mit einem Bremsweg von 41.3 Metern ist das spanische SUV überdurchschnittlich verzögerungsstark (wie erwähnt, waren auf dem Testwagen Winterreifen montiert, die noch besseren Resultaten im Weg standen), wobei die standfesten Brembo-Bremssättel besonders hervorzuheben sind.

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Da der Ateca schon 2016 als Seat lanciert wurde, weist sein Cockpit immer noch viele physische Knöpfe und einen grossen, altmodischen Gangwahlschalter auf. Das ist anerkennenswert. Die Verarbeitung ist gut. Der Kofferraum fasst knapp 500 Liter.

In Bezug auf die Dynamik gibt es aber dennoch einen Negativpunkt zu vermelden: Die Lenkung respektive das Lenken fühlt sich nicht gut an. Das liegt nicht nur am hohen Lenkmoment, das vor allem aus der Mittellage heraus feststellbar ist, sondern ist auch auf die schlechte Sitzposition zurückzuführen. Im Ateca sitzt man nämlich wie in einem Minivan. Die Sitzfläche und die Rückenlehne bieten nie den gewünschten Winkel zum Lenkrad. Und die Position der Pedale zwingt den Fahrer, sich zu verrenken. Das ist nicht angenehm, nicht einmal für kurze Fahrten.

Ansonsten gibt es im Innenraum jedoch nichts zu kritisieren. Das SUV stammt aus dem Jahr 2016 (von Seat) und setzt für die Steuerung der Klimaanlage immer noch auf angenehme physische Tasten. Der Bildschirm für das Infotainment ist nicht zu gross und verfügt über benutzerfreundliche Schnellzugriffe. Die Kunststoffe sind von guter Qualität, und die Verarbeitung ist nicht zu beanstanden. Das Platzangebot ist vorne und hinten gut, der Kofferraum fasst knapp 500 Liter.

«Wir haben etwa 200 Einheiten des Ateca VZ Cup vorgesehen. Das Modell ist nur ab Lager verfügbar», sagt Karin Huber von der Amag. Das Auto ist nicht ganz billig, denn es kostet 67 900 Franken und damit über 12 000 Franken mehr als ein normaler Ateca VZ mit 300 PS, der ab 55 750 Franken verkauft wird. Auch wenn der VZ Cup besser ausgestattet ist als dieser, ist das immer noch eine grosse Differenz. Vor allem wenn man bedenkt, dass Abt für das Abt-Power-Kit zur Leistungssteigerung von 300 auf 360 PS nicht mehr als 2092 Euro (exkl. Mehrwertsteuer) und 252 Euro (ebenfalls exkl. Mehrwertsteuer) für dessen Installation verlangt. Aber Exklusivität hatte schon immer ihren Preis. 

Testergebnis

Gesamtnote 78.0/100


Antrieb

Der Zweiliter-TSI und das automatisierte Doppelkupplungsgetriebe bilden eines der bekanntesten Duos des VW-Konzerns, weil sie gut zusammenarbeiten. Leider fehlt es dem Vierzylinder ein wenig an Charakter (vor allem auch akustisch) – obwohl er hohe Drehzahlen mag.

Fahrwerk

Hier sind keine Mängel festzustellen. Das Auto ist gut gefedert, der Aufbau bleibt in Kurven ruhig, auch dank des geringen Fahrzeuggewichts.

Innenraum

Die Verarbeitung ist gut. Es gibt viele Kunststoffe, die aber von guter Qualität sind. Der Kofferraum ist ausreichend gross. Die Sitzposition hingegen ist verbesserungswürdig.

Sicherheit

Das Auto bremst gut, und es gibt eine Fülle von Fahrhilfen – für ein Auto aus dem Jahr 2016.

Budget

Ein Problempunkt. Das Auto ist teuer, viel teurer als ein normaler Ateca mit 300 PS. Und das ist nicht wirklich gerechtfertigt.

Fazit

Natürlich wäre es uns lieber gewesen, wenn Cupra den Ateca VZ Cup mit dem Fünfzylinder-Reihenmotor von Audi Sport anstelle des durch Abt getunten TSI-Vierzylinders ausgestattet hätte. Aber so ist es nun mal, und das ist auch gut so, denn unter dem Strich muss man sagen, dass es nur noch wenige SUV mit Verbrennungsmotor gibt, die so viele PS unter der Haube haben. Und die sollte man geniessen, solange es sie noch gibt.

Fotos: Vesa Eskola, Text: Olivier Derard

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