Skoda Enyaq RS – Böhmischer Leuchtstern

AR-Testteam | 25.04.2024

Erfolgstyp Skoda hat seinen elektrischen Bestseller Enyaq aufgefrischt. Im RS steigt die Leistung, dafür sinkt der Verbrauch. Aber der leuchtende Tscheche hat auch wenige dunkle Seiten.

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Der Skoda Enyaq war im vergangenen Jahr in der Schweiz der mit Abstand meistverkaufte Stromer des Volkswagen-Konzerns. Auch in den ersten drei Monaten des Jahres 2024 hat er sich schon wieder deutlich an die interne Spitze gesetzt, er ist das einzige EV auf der MEB-Plattform, das es in die Top 15 schafft. Im vergangenen Jahr war der elektrische Skoda hinter dem Tesla Y sogar das zweitmeist verkaufte Auto in der Schweiz, stolze 5159 Exemplare wurden abgesetzt. Heuer läuft es noch nicht ganz so gut (768 Exemplare von Anfang Januar bis Ende März), aber das dürfte auch daran liegen, dass der Tscheche aufgefrischt wurde, die neuen Fahrzeuge langsam in den Markt tröpfeln.

Deutlich geringerer Verbrauch

Aufgefrischt also geht der Skoda Enyaq in den neuen Modelljahrgang. Allerdings fallen die Veränderungen relativ gering aus, optisch sehen die Neuerung nur wahre Markencracks. Am einfachsten zu erkennen sind sie wohl daran, dass die Bezeichnung iV – in der Schweiz ohnehin ein etwas unglücklicher Name – weggefallen ist. Ansonsten künden die Tschechen neue Software und ein neues Infotainmentsystem an. Und natürlich mehr Leistung. Der RS kommt jetzt analog zu den GTX-Modellen von VW auf satte 250 kW (340 PS), der Akku wurde auf 77 kWh Nettokapazität vergrössert, kann mit 175 kW geladen werden und schafft neu eine Reichweite nach WLTP von 537 Kilometer (als Coupé gar 543 Kilometer). Papier gilt im Allgemeinen als geduldig, die darauf gedruckten Angaben des Herstellers kann man natürlich als eher zuversichtlich bezeichnen.

Wobei uns der Skoda bei unserer ausführlichen Testfahrt, die uns unter anderem über deutsche Autobahnen nach München und zurück führte, tatsächlich mit einem deutlich geringeren Verbrauch als auch schon gefiel. Während es früher fast nicht möglich war, unter 22 kWh/100 km zu kommen, schaffte unser Proband die Reise aus dem Emmental zur Bayern-Arena mit einem Schnitt von 18.5 kWh/100 km. Das Fahrpedal wurde zwar bewusst sehr zurückhaltend bedient, und die Klimaanlage war bei 21 Grad Aussentemperatur ausgeschaltet, doch die jeweiligen Höchst- und Richtgeschwindigkeiten wurden zumeist eingehalten, geschlichen sind wir nicht. Vorbildlich ist ein solcher Durchschnitt noch nicht, aber erfreulich viel besser als derjenige früherer MEB-Fahrzeuge. Pinselt man den Skoda durch (Maximaltempo nach Tacho 185 km/h), dann steigt der Stromverbrauch wenig überraschend in absurde Höhen – wie bei allen anderen Stromern auch.

Wunderbarer Reisewagen

Man kann es schnell ausrechnen: 77 kWh geteilt durch 18.5 kWh/100 km ergibt bei einem solchen Streckenprofil eine Reichweite von, vernünftigerweise, gut 400 Kilometern. Auch das ist anständig, damit kann man auf jeden Fall leben, auch ein Benziner würde nicht viel mehr schaffen (ein Octavia-Diesel schon ...). Und der 2.3-Tonner fährt sich gerade auf der Autobahn höchst angenehm, liegt satt auf der Strasse, ist dabei sehr ruhig, keine Windgeräusche dringen in den Innenraum, man hört höchstens die Abrollgeräusche der Reifen, doch auch diese werden bestens weggedämmt. Als Reisewagen ist der Enyaq sehr souverän, nicht zuletzt deshalb, weil seine Fahrwerkauslegung deutlich auf der komfortablen Seite liegt. Es sei hier aber für einmal nicht gejammert über eine zu schwammige Lenkung bei einem Stromer: Sie ist nun deutlich handfester ausgelegt. Das gibt zwar nicht mehr Rückmeldung von der Strasse, aber ein klar besseres Gefühl.

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