Gernegross Der überarbeitete VW T-Cross macht nichts wirklich falsch und überzeugt
im Alltag mit einem erwachsenen Auftritt. Nur der Blick aufs Preisblatt erschreckt ein wenig.
Knapp 46 000 Franken kostet unser Testwagen so, wie er auf den Bildern dieser Seite zu sehen ist. Für ein SUV aus dem B-Segment mit Frontantrieb und überschaubaren 85 kW (115 PS) ist das sehr viel Geld. Der saftige Preis lässt sich wenigstens etwas relativieren. Erstens, weil der Basis-T-Cross ab 25 400 Franken in der Preisliste steht (dann aber mit 15 kW respektive 20 PS weniger und nur mit Handschaltung), zweitens, weil die VW-Importeurin Amag stets die eine oder andere Rabattaktion anbietet. Aber auch unter der Berücksichtigung der aktuellen Aktionen kostet unser Testwagen in der höchsten Ausstattungslinie R-Line inklusive Extras deutlich über 40 000 Franken. Um das Topmodell handelt es sich nicht, das wäre der 1.5 TSI mit 110 kW (150 PS), der als R-Line ohne Optionen (und ebenfalls ohne Allradantrieb) mit 41 900 Franken die Preisliste anführt. Der hat stets ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, die von uns getestete Motorisierung gäbe es stattdessen auch mit manueller Sechsgang-Schaltung, womit er 3000 Franken günstiger gekommen wäre.
Eine Frage der Erwartungen
Wir reiten selten so lange auf dem Preis eines Testwagens herum, vor allem nicht schon zu Beginn des Berichts. Aber wer den aufgerufenen Tarif im Voraus gesehen hat, geht mit völlig anderen Erwartungen an dieses Auto heran. Mit ziemlich hohen Erwartungen eben. Und die Frage ist natürlich, ob der für den europäischen Markt im spanischen Pamplona gebaute T-Cross in der Lage ist, diese zu erfüllen. Mit seiner Optik eher nicht, denn das kürzlich geliftete Modell sieht dem seit 2018 gebauten Vorgänger zum Verwechseln ähnlich. Gewiss, Front- und Heckpartie wurden überarbeitet, die Scheinwerfer und die Rücklichter leuchten neu serienmässig in LED-Technik (vorne optional mit Matrix), aber die optischen Unterschiede zwischen Vor- und Nach-Facelift fallen nur Kennern auf.
Anders sieht es im Inneren aus. Hier gibt es unter anderem eine neu gestaltete Armaturentafel mit deutlich hochwertigeren, teils geschäumten Oberflächen und für alle Versionen ohne Aufpreis ein Acht-Zoll-Digitalcockpit (auf Wunsch zehn Zoll). Der zentrale Touchscreen misst acht oder, wie beim Testwagen, optional 9.2 Zoll in der Diagonale und kommt mit einer viel schärferen Grafik und modernerer Software daher als zuvor. Allerdings sind mit der neuen Infotainmentgeneration auch fast alle Knöpfe, Drehregler und Tasten weggefallen, was nicht unbedingt ein Vorteil ist. Trotzdem darf man dem Innenraum attestieren, dass er dem hohen Preisniveau des neuen T-Cross einigermassen gerecht wird. Alles sieht hochwertig aus, fühlt sich gut an und ist sauber montiert.
Platz wie ein Grosser
Das gilt auch für die Sitze, die selbst auf langen Strecken ausserordentlich bequem sind. Im R-Line gibt es ab Werk Sport-Komfortsitze mit dunklen Bezügen, an denen es nichts zu bemängeln gibt. Ausser man mag Leder, das gibt es nämlich weder für Geld noch gute Worte. Und auch keine Sitzbelüftung, nur eine Sitzheizung, jedoch für 300 Franken Aufpreis. Die ist im B-Segment nichts Aussergewöhnliches mehr, im Gegensatz etwa zu einer elektrischen Sitzverstellung. Auch eine solche gibt es im T-Cross nicht. Da hat beispielsweise der Lexus LBX (Test in AR 19/2024) die Nase vorn.
Im T-Cross erhältlich und sogar serienmässig verbaut sind dafür die umklappbare Beifahrersitzlehne (nicht für Basis) und eine um 140 Millimeter verschiebbare Rücksitzbank. Dank ihr ist das B-SUV beinahe ein kleines Raumwunder, bietet entweder sehr viel Platz auf den Rücksitzen oder 455 Liter Kofferraumvolumen. Das Gepäckabteil ist selbst bei komplett zurückgeschobener Rücksitzbank ganz ansehnlich, liegt es doch mit 385 Litern über dem manchen Kompaktmodells. Werden die Rücksitzlehnen umgelegt, stehen 1281 Liter zur Verfügung. Ablagemöglichkeiten hat es ebenfalls reichlich, in Sachen Raumangebot und Nutzwert kann der T-Cross also überzeugen. Vor allem in Anbetracht seiner cityfreundlichen Abmessungen, denn das SUV ist nur rund 4.10 Meter lang und fühlt sich beim Fahren entsprechend handlich an.
Effizienter Antriebsstrang
In unserem Testwagen werkelte die mittlere Motorisierung, also der Einliter-Dreizylinder mit besagten 85 kW (115 PS), der an das bekannte Direktschaltgetriebe des VW-Konzerns mit sieben Fahrstufen gekoppelt ist. Der Antrieb hat mit den rund 1.3 Tonnen des T-Cross keine Probleme, beschleunigt den Wagen in vertretbaren elf Sekunden von 0 auf 100 km/h und erledigt dank 200 Nm maximalen Drehmoments, das bereits bei 2000 Umdrehungen ansteht, auch Zwischenspurts angemessen flott. Bis zu Schweizer Autobahntempo klingt der Motor nie angestrengt oder gar lärmig. Passt.
Nicht so berauschend ist die Traktion, vor allem bei Nässe. Der T-Cross zeigt hier trotz der Pirelli-Cinturato-Gummis Probleme und scharrt schon bei etwas zu viel Gas kräftig mit den Vorderrädern. Warum genau gibt es für dieses Auto schon wieder keinen Allradantrieb? Ah ja, weil es auf der MQB-A0-Plattform des VW-Konzerns aufbaut, auf der eben auch Kleinwagen wie der VW Polo oder der Seat Ibiza stehen. Wenn der T-Cross aber schon Kleinwagentechnik hat, fällt dann auch sein Verbrauch entsprechend tief aus? Auf der AR-Normrunde begnügte er sich mit durchschnittlich 5.5 Liter auf 100 Kilometer. Das ist respektabel – besonders, wenn man bedenkt, dass hier keinerlei Hybridtechnik verbaut ist.
Angenehmer Begleiter
Mit Ausnahme der Traktionsschwierigkeiten lässt sich dem Fahrverhalten des T-Cross allgemein wenig vorwerfen. Das Fahrwerk ist gut abgestimmt, die Lenkung präzise und leichtgängig, und die Bremsen packen ordentlich zu. Die meisten T-Cross haben Scheibenbremsen an allen Rädern, nur die leistungsschwächere Basis muss sich hinten mit Trommelbremsen begnügen.
Was im Testalltag positiv aufgefallen ist, sind die Tasten auf dem Lenkrad. Während sich in vielen Modellen selbst auf dem Volant der Sliderwahn ausgebreitet hat, bietet der T-Cross hier klar beschriftete Tasten, die genau das auslösen, was man erwartet. Das mag heute nach einer günstigen, nicht so innovativen Lösung ausschauen, funktioniert aber schlicht und einfach am besten. Das gut gemachte Multifunktions-Lenkrad tröstet auch ein bisschen über das nicht ganz so gut bedienbare (da eben fast gänzlich tasten- und schalterlose) Infotainmentsystem hinweg. Dieses könnte zudem etwas zügiger arbeiten, Grafiken und Befehlsumsetzungen per Finger oder Sprache stotterten im Test ab und zu. Die Auflösung des Bildschirms ist aber wie erwähnt top.
Diese Lenkradtasten sind irgendwie sinnbildlich für das ganze Auto. Sie funktionieren hervorragend, sind angenehm zu bedienen und tun das, was man von ihnen will. Wie auch der VW T-Cross. Er lässt sich seine Funktionalität einfach sehr, sehr teuer bezahlen. Immerhin wirkt er dabei durchaus erwachsen – selbst in grellem Gelb.
Testergebnis 75/100
Antrieb 15/20
Die Leistung reicht, das Doppelkupplungsgetriebe harmoniert meistens gut mit dem Motor, und der Verbrauch hält sich sehr im Rahmen.
Fahrwerk 11/15
Am Fahrverhalten an sich gibt es wenig auszusetzen. Der T-Cross federt souverän, lenkt gut ein und bleibt im Grenzbereich gut kontrollierbar. Nicht so gut ist die schlechte Traktion bei Nässe. Allrad? Gibts nicht.
Innenraum 21/25
In unseren Augen die Sternstunde des T-Cross. VW hat hier auf rund 4.10 Meter Kürze ein sehr praktisches und geräumiges Auto im Angebot. Und das Facelift brachte deutlich bessere Materialien mit sich.
Sicherheit 12/15
Unser Testwagen kam mit voller Hütte. Vieles ist beim R-Line serienmässig, etwa der Abstandsregler. Optional gibt es noch einen Spurwechselassistenten oder Matrix-LED-Licht. Es funktioniert alles gut bis sehr gut.
Budget 16/25
Machen wir es kurz: Das Auto ist zu teuer. Und um das kurze Verdikt doch noch etwas auszuschmücken: Im Grundpreis von 39 000 Franken ist nicht einmal ein Navigationssystem inbegriffen.
Fotos: Vesa Eskola, Text: Simon Tottoli