125 Jahre Opel – Eine bewegte Geschichte

Moritz Doka | 12.06.2024

Ein Jahr vor der Wende zum 20. Jahrhundert wurde der erste Opel gebaut. Die 125-Jahr-Feier war in Rüsselsheim jetzt Anlass für ein Fest und eine Reise in die Vergangenheit der bekannten deutschen Marke.

Opel GT

Rüsselsheim feiert den «Patentwagen», der als erster Opel im Frühjahr 1899 erschien. Der erste von inzwischen mehr als 75 Millionen. Auch wenn es eigentlich kein echter Opel ist. Firmengründer Adam Opel setzt seit 1862 zuerst auf Nähmaschinen und dann auf Fahrräder und hat mit neumodischen motorisierten Kutschen nichts am Hut. Dann stirbt der Vater an Typhus und seine Söhne Fritz und Wilhelm stellen die Weichen in Richtung Automobil. Da es keine entsprechenden Pläne in den Rüsselsheimer Schulbladen gibt, kaufen sie für exakt 116 887 Mark (heute etwa 580 000 Franken) die kleine Firma des Hofschlossermeisters Friedrich Lutzmann aus Dessau. Der produziert und verkauft schon seit fünf Jahren Motorwagen. Der Fachmann ist also gefunden, dessen Firma zieht mit allen Mitarbeitern und Maschinen nach Rüsselsheim. Lutzmann wird Betriebsleiter.

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Der 1899 erschienene Patentwagen war Opels erstes Serienauto.

Bescheidene Anfänge

Die Leistung des ersten Opel ist selbst nach damaligen Massstäben bescheiden. Der 1545-ccm-Einzylinder liefert 3.5 PS, was für gerade mal 20 km/h Spitze reicht. Selbst als später stärkere und schnellere Versionen auf den Markt kommen, ist die Zeit für den immer noch am Kutschenbau orientierten Patentwagen schnell vorbei. Lutzmann ist nicht fähig, ein zeitgemäßes Auto zu konstruieren und muss gehen.

Hilfe kommt aus Frankreich, wo sich Alexandre Darracq als Autopionier bereits einen Namen gemacht hat. Die Opel-Brüder vereinbaren mit ihm eine Kooperation. Die ersten Fahrgestelle aus dem Nachbarland kommen 1901 über den Rhein, ein Jahr später präsentiert Opel mit dem Modell 10/12 PS seine erste Eigenkonstruktion, von der bis 1906 1000 Stück gebaut werden. Der endgültige Durchbruch gelingt der Rüsselsheimer Autoschmiede 1909 mit dem legendären 4/8 PS «Doktorwagen». Er kostet mit 3950 Mark nur halb so viel wie die luxuriöseren Konkurrenzmodelle.

Erster deutscher Grossserienhersteller

Nach dem ersten Weltkrieg führt Opel als erster deutscher Hersteller die Grossserienproduktion ein. Als erstes Modell kommt 1924 der stets grün lackierte 4/12 PS-«Laubfrosch». Bereits drei Jahre später ist der Opel P 4 mit einem Grundpreis von nur 2980 Mark der erste «Volkswagen». Im März 1929 verkaufen die Opel-Brüder zunächst 80 Prozent des Unternehmens an den US-Konzern General Motors, der 1931 Opel vollständig übernimmt. Hauptgrund sind die Folgen der Weltwirtschaftskrise.

Nächster Produkt-Meilenstein ist der «Olympia», das erste deutsche Modell, das über eine selbsttragende Karosserie verfügt. Doch 1935 haben sich längst dunkle Schatten über Deutschland gelegt. Die kurze Blütezeit, in der Opel 1937 zum grössten Autobauer in Europa wird, endet mit dem Kriegsausbruch.

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Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz wohnte der Opel-Feier bei.

Die neuere Geschichte von Opel ist besser bekannt, die Marke wird im Nachkriegs-Deutschland Hauptkonkurrent von Volkswagen. Modelle wie der Opel Rekord, der luxuriöse Kapitän, der Sportwagen GT oder der kultige Manta werden zu begehrten Oldtimern. Einige davon sind in einer Ausstellung zu sehen, die eigens für die Geburtstagsfeier zusammengestellt worden ist. Nachdem Opel ab Mitte der 80er-Jahre in eine Krise mit hohen Verlusten und sinkenden Verkaufszahlen rutscht, bringt erst der Besitzerwechsel von General Motors an den Peugeot-Mutterkonzern (PSA) 2017 den Blitz wieder zum Funkeln.

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Heute ist Opel eine von 14 Marken des grossen Stellantis-Konzerns und will die Zeichen der Zeit erkannt haben. «Wir werden als erste deutsche Marke noch in diesem Jahr für jedes Modell eine rein elektrische Variante anbieten. Als deutsche Traditionsmarke geben wir dem Kunden Vertrauen und Zugang zu bezahlbarer Mobilität», verspricht Opel-Chef Florian Hüttl auf der Geburtstagsfeier in Rüsselsheim vor einer grossen Schaar feiernder Besucher. SP-X/AR

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