Montagmorgen: Alfa Romeo 1900 Touring

Peter Ruch | 29.01.2024

Vergangene Woche hatten wir den Alfa Romeo 1900 als brave Berlina vorgestellt. Jetzt wird es schöner mit den Touring-Karosserien.

Image 4

  • Gebaut von 1951 bis 1959
  • Wahrscheinlich 1465 Exemplare
  • Vier Serien - und dann die Sondermodelle

Vergangene Woche haben wir den Alfa Romeo 1900 kennengelernt, hier, mit dem die Mailänder in die Grossserien-Produktion einstiegen. Von der braven Berlina wurden in knapp zehn Jahren tatsächlich rund 16’000 Exemplare hergestellt. Doch dann gab es ab 1951 auch noch den 1900 Sprint, kürzerer Radstand (2,5 Meter anstatt 2,63 Meter) - und bei gleichem Hubraum mehr PS, 100 anstatt 82. Doch das war nicht nur eine sportlichere Variante, das war so etwas wie ein letzter Versuch.

Vor dem 2. Weltkrieg waren viele der Alfa Romeo von den bekannten italienischen Carrozzerie eingekleidet worden, sie eigneten sich bestens für alle Arten von Aufbauten, das Geschäft lief bestens für beide Seiten. Auch nach dem Krieg war es noch ein buntes Treiben, der 6C 2500 war eine gute Basis für all die Designer, doch die Geschäfte liefen immer zäher, auch den reichen Kunden mit gutem Geschmack wurde es zu mühsam, sich noch um Einzelanfertigungen zu kümmern, die nicht nur teuer waren, sondern halt auch viel Zeit beanspruchten, bis sie dann endlich genau nach den Kundenwünschen fertiggestellt waren. Auch die bekanntesten italienischen Namen, Touring, Bertone, Pininfarina, Zagato, verlegten sich immer mehr auf Kleinserien, die sie selber oder im Auftrag der Hersteller produzierten. Doch auch dieses Geschäft war schwierig, weil die Hersteller das Geld der Kunden lieber selber haben wollten, immer weniger nur simple Chassis mit Motor anboten, die sich noch einkleiden liessen. Mit Ausnahme von Ferrari – und, eben: Alfa Romeo. Die Mailänder verkündeten ausdrücklich, dass die 1900C Sprint auch für die Carrozziere vom Band rollten; die Mailänder selber vergaben einen offiziellen Auftrag an Touring für ein Coupé sowie an Pininfarina für ein Cabrio.

Von einer Beziehung würde man nun schreiben: Es ist kompliziert. Es entstanden vier Serien dieser Touring-Superleggera-Coupé, die ersten zwei als Sprint, die anderen beiden dann als Super Sprint, ab 1956, dann also mit 1975 cm3 Hubraum und 112 PS. Man kann jedes Auto-Quiz so richtig schwierig gestalten, wenn man alle vier Serien nebeneinander stellt und rätseln lässt, welche denn nun welche ist. Wir versuchen es einfach zu machen: Serie 1 (C Sprint, 1951-1953): kleines Heckfenster; die Türen reichen bis über den Schweller. Serie 2 (C Sprint, 1952-1954): grösseres Heckfenster; die Türen werden gekürzt. Serie 3 (C Super Sprint, 1954/56-1958): zusätzlich Nebellampen im Grill, grössere Fondscheiben, höhere Dachlinie. Serie 4 (C Super Sprint, 1956-1959): sieht dann ganz anders aus, zeigen wir unten. Man könnte das alles auch festzumachen versuchen an den Türgriffen. Oder an den Stossstangen. Doch dann wird es sehr schwierig, dann wäre die Verwirrung noch grösser.

Man darf davon ausgehen, dass wohl 1465 Exemplare all dieser Touring-Coupé gebaut wurden. Denn es gibt da einige Fahrzeuge, die tanzen etwas aus der Reihe, die erhielten noch eine Sonderbehandlung, zum Beispiel acht Exemplare, die als «Corta Gara» bekannt sind. Man weiss von einigen (wenigen) Touring-Cabriolet, die auf Basis der vierten Serie des Coupé, also 1900C SS, aufgebaut wurden. Da wurde auch mit einem Prototypen experimentiert, der ein über ein elektrohydraulisches, festes Dach verfügte, das sich beim Öffnen der Fahrtür automatisch aufklappte. Und dann gab es den «Visconteo», es entstanden zwei weitere Cabriolets, beide 1955, #01091 und #01963. Das eine Stück basiert auf dem langen Chassis, ein Viersitzer, das andere Fahrzeug war ein «Corto» und folglich ein Zweisitzer.

Ach ja, wir haben die Bilder oben übrigens bewusst nicht in der richtigen Reihenfolge angeordnet, also: ganz oben ist nicht die erste Serie. Sie können selber ein bisschen knobeln. Und: Kommen Sie mit uns auf eine Zeitreise durch die Geschichte von Alfa Romeo, hier. In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier.

Kommentare

Keine Kommentare