- Nur 1969 gebaut
- 503 Exemplare produziert
- Erstmals über 200 Meilen schnell
US-Cars: Dodge Charger Daytona
Peter Ruch | 09.12.2023
Was Dodge 1969 in die «Aero Wars» gegen Ford schickte, war wirklich aussergewöhnlich. Aber nicht wirklich erfolgreich.
Einst liess die NASCAR – die «National Association for Stock Car Auto Racing» – nur Serien-Fahrzeuge auf der Rennstrecke zu. Jedes Fahrzeug oder jeder Motor, das und der nicht in Grossserie hergestellt wurde und für die breite Öffentlichkeit erhältlich war, wurde von den Rennen ausgeschlossen. Auch deshalb waren NASCAR-Siege das ultimative Marketinginstrument für die Hersteller. In ihrem Bemühen um Vorherrschaft begannen Ford und Chrysler Ende der 1960er Jahre immer mehr Geld in ihre potentiellen Rennfahrzeuge zu investieren. Da die Motorenentwicklung immer weniger Erfolg brachte, der Gewinn pro PS zu viel kostete, konzentrierten sich die Konstrukteure auf die Aerodynamik. Diese wilde Zeit ging später als die «Aero Wars» von 1969 und 1970 in die Geschichte ein.
Eigentlich begann alles mit Dodge Charger 500 von 1968 (die Charger-Story haben wir schon erzählt, Teil 1, Teil 2). Doch der Wagen, bei dem der Kühlergrill und die Heckscheibe bündig mit der Karosserie abschlossen, hatte einige Schwächen, die dazu führten, dass er den erst später und konsequenter entwickelten Ford Torino Talladega und Mercury Cyclone Spoiler II den Vortritt lassen musste. Mit seinem tief eingelassenen Kühlergrill und der getunnelten Heckscheibe kam der Charger einfach nicht über 175 Meilen – die Aerodynamik war der limitierende Faktor.
Sehr konsequent wurde für den Daytona an der Aerodynamik gearbeitet - Mecum
Chrysler war entschlossen, die Rivalität ein für alle Mal zu beenden und beauftragte Creative Industries mit der Entwicklung des ultimativen aerodynamischen Automobils. So entstanden zwei der ikonischsten Fahrzeuge, die wir heute kennen: der Dodge Charger Daytona von 1969 und der Plymouth Superbird von 1970. Mit ihren spitzen Nasen und den eigentlich lächerlichen Heckspoilern sind diese beiden Autos für immer in die Geschichte des NASCAR und der amerikanischen Muscle Cars eingegangen. Die Fahrzeuge waren so aerodynamisch, dass sie einen Luftwiderstandsbeiwert von 0,28 erreichten, was zu jener Zeit unerreicht war. Dies ermöglichte es Buddy Baker, seinen Dodge Charger Daytona 1970 über die 200-Meilen-Marke zu fahren – eine Weltpremiere in der NASCAR.
Die seltensten Exemplare sind natürlich jene mit dem 7-Liter-Hemi-Motor - Mecum
Standard bei den Daytona war der 440-ci-Magnum (also 7,2 Liter Hubraum), auf Wunsch gab es aber auch den 426-ci-Hemi (7 Liter, nur 70 der insgesamt 503 Exemplare). Die Daytona liefen als Charger 500 bei Dodge vom Band – und wurden dann von Creative Industries zu Daytona umgebaut. Sie schafften 1969 trotzdem nur zwei Siege – und dann 1970 deren vier. Sogar der Superbird war erfolgreicher, er gewann acht Töpfe im Jahr 1970. Das war aber gar nichts im Vergleich zum optisch viel zahmeren Talladega von Ford, der innert zwei Jahren auf stolze 29 Siege kam. Und so ziemlich jede nur mögliche Meisterschaft gewann.
Doch die «Aero Warriors» waren schlicht: zu schnell. Weder Reifen noch Bremsen waren diesen Geschwindigkeiten gewachsen, es gab diverse üble Unfälle. Und so wurden die vier Fahrzeuge ab 1971 aus dem Rennen genommen, mit einem simplen Trick: Hubraumbeschränkung. Und auch wenn der Plymouth Superbird wohl noch berühmter ist als sein Brüderchen von Dodge (was vielleicht an seinem Namen liegt): dem Daytona gebührt die ganz grosse Ehre. Erstmals wurde ein Serien-Fahrzeug absolut konsequent auf Aerodynamik getrimmt – und wohl nie wieder gab es einen irrsinnigeren Heckflügel. Der aber anscheinend gar nicht so viel brachte, er war mehr der Optik geschuldet als dem Abtrieb.
Die Daytona waren dann auch so gross wie sie aussahen, 5,75 Meter lang - Mecum
Das Fahrzeug, das wir hier zeigen, ist übrigens der teuerste je versteigerte Dodge Daytona, er wurde im vergangenen Jahr für 1'32 Millionen Dollar über Mecum verkauft. Klar, es ist ein Hemi, doch dieses Exemplar ist auch noch handgeschaltet - und das einzige in Dunkelgrün mit dunkelgrünem Interieur.
Der Heckflügel, heisst es, seit mehr so Dekoration gewesen. Aber eine gute - Mecum
In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier.
Kommentare
Keine Kommentare