Sie mussten Schlimmes befürchten, die sogenannten Petrolheads, die sich einfach nicht so recht mit der Elektrifizierung anfreunden möchten. Selbst die Hersteller besonders sportlicher respektive kostspieliger Modelle, die sich zwar nicht viele leisten können, aber viele ins Schwärmen bringen, rührten mit grosser Kelle ihre Elektropläne an. Das Ende des Verbrennermotors schien näher, als es den Fans lieb sein konnte.
Aber die Petrolheads dürfen fürs Erste aufatmen. Der neue Ford Mustang hat einen V8 (s. Fahrbericht Seite 8), Aston Martin will noch dieses Jahr einen brandneuen V12 einführen, Ferrari präsentierte jüngst einen Zwölfzylinder-GT mit dem sinnigen Namen 12 Cilindri, Lamborghini beliess es beim Aventador-Nachfolger Revuelto ebenfalls beim V12 und Bentley pflanzt in seinen neuen Continental GT immerhin wieder einen V8 ein. Die beiden Letztgenannten haben auch ziemlich viel Elektropower unter dem Blech, aber der tolerante Petrolhead akzeptiert so etwas einfach als Beigemüse, solange der thermische Motor die Hauptarbeit übernimmt und auch für den adäquaten Klangteppich sorgt. Die britische VW-Edeltochter Bentley, die eigentlich ab 2030 rein elektrisch sein wollte und diese Pläne jetzt um mindestens drei Jahre nach hinten geschoben hat, preist den V8-Sound sogar als authentisches Merkmal an, das ganz ohne synthetische Unterstützung aus dem Lautsprecher das Blut in Wallung bringt.
Natürlich ist mit Ausnahme des Mustang keines dieser Modelle für Otto Normalverdiener erreichbar, ausser er hatte ganz viel Glück beim Lottospielen. Aber sie machen Hoffnung, dass Liebhaber von Verbrennungsmotoren zumindest nicht schon morgen in die Röhre gucken. Es scheint allgemein ein Umdenken stattzufinden, denn die Entwicklung der Verkaufszahlen bei den Modellen für die breite Masse belegt ja, dass es mit Stromern allein wohl nicht reichen wird. Man kann natürlich darüber diskutieren, ob ein Alltagsauto für den Weg zur Arbeit unbedingt gut hörbar über die Arbeitsweise seines Antriebs berichten muss, aber dabei geht es ja um viel mehr als nur Emotionen. Es geht um Vertrauen, Gewohnheit und zu guter Letzt auch ums Geld.
Hoffen wir einfach, dass sich ein friedliches Nebeneinander der Antriebskonzepte einrichten lässt, auch seitens der Politik. Und dass (wir) Petrolheads nicht zusehen müssen, wie die Verbrennersportwagen am Ende doch noch ersetzt werden. Stichwort Ersatz: Das hier ist mein letztes Editorial als Chefredaktor der AUTOMOBIL REVUE, ich gebe meinen Posten aus privaten Gründen auf. Mit Cédric Heer steht mein Nachfolger bereits in den Startlöchern. Ich wünsche ihm viel Erfolg und danke Ihnen für Ihr Wohlwollen, das Sie mir in diesem knappen Jahr entgegengebracht haben.