Geteilter Ärger ist besserer Ärger

Simon Tottoli | 23.11.2023

Editorial

Tottoli Simon RGB

Simon Tottoli, Chefredaktor

Jeder geht auf seine Art mit Schikanen im Verkehr um. Der eine nimmt sie schulterzuckend zur Kenntnis, der andere macht seinem Ärger kurz Luft, und einige können sich mit grosser Nachhaltigkeit über sie aufregen. Das passiert vor allem dann, wenn der vorgeschobene Grund der Verkehrssicherheit nicht richtig ersichtlich ist oder man einfach nicht übersehen kann, dass es vor allem darum geht, uns das Autofahren zu vermiesen.

Kein AR-Mitarbeiter ist ein ausgewiesener Verkehrsexperte oder gar ein studierter Verkehrsplaner. Aber wir fahren berufsbedingt alle sehr viel Auto und massen uns deshalb an, beurteilen zu können, ob eine plötzlich geänderte Verkehrsführung, ein neues Tempolimit oder das Abschleifen von Fahrbahnmarkierungen primär der Verkehrssicherheit dient – oder vielleicht doch den motorisierten Individual­verkehr vergraulen soll. Immer wieder geben das die Verantwortlichen ja sogar offen zu.

Die AR hat mehrfach über solche Schikanierereien berichtet, in unregelmässiger Frequenz und mit Fokus auf die grössten Städte und Kantone. Da ging es in der Ausgabe 32/2023 zum Beispiel um einen abenteuerlichen Hindernisparcours an der Zürcher Hardturmstrasse oder ultrabreite Fahrradstreifen auf der Berner Lorrainebrücke, die uns Autofahrer regelrecht in die Bredouille bringen. Ebenfalls um den Kanton Bern drehte sich zuletzt ein Artikel in AR 41/2023. Zwei Umfahrungen sollen Ortschaften von starkem Durchgangs­verkehr entlasten. Beide Projekte wurden vom Berner Stimmvolk klar angenommen, beide werden jetzt von links-grünen Gegnern bekämpft.

Ob nicht akzeptierte Problemlösungen oder neue Lösungen, die zu Problemen führen: Sie betreffen natürlich nicht nur Zürich und Bern, sondern so ziemlich die ganze Schweiz. An sehr vielen Stellen reibt man sich als Autofahrer vermehrt die Augen und fragt sich, was diese oder jene Neuerung ausser Ärger bringen soll. Wir starten deshalb heute eine neue Serie und betrachten die irrsinnigsten Beispiele genauer. Die Auswahl ist dabei sehr subjektiv, denn besonders dort, wo man öfter durchfährt, bekommt man ein klares Bild von der Situation.

Selbstverständlich wollen wir Sie, liebe Leser, aber nicht aussen vor lassen. Denn viele von Ihnen sind schliesslich ebenfalls oft mit dem Auto unterwegs. Wenn Sie sich dabei über einen verkehrsplanerischen Rohrkrepierer ärgern, lassen Sie es uns bitte wissen. Wir sind dankbar um jeden Hinweis und teilen Ihren Ärger noch so gerne mit Ihnen. Dabei soll es nicht bei der blossen Berichterstattung bleiben: Die abstrusesten Beispiele werden wir mit anderen Medien teilen, und wir werden nach Möglichkeit auch die zuständigen Behörden angehen.

Kennen Sie ein Beispiel einer misslungenen Verkehrsplanung? Schreiben Sie uns am besten ein E-Mail an redaktion@automobilrevue.ch

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