Open Air aus zweiter Hand: Was beim Check von Occasions-Cabrios zu beachten ist

Ein Cabrio als Neuwagen: da ist das Angebot inzwischen dünn geworden. Mit dem Audi A5 Cabriolet geht gerade ein weiteres Modell in die ewigen automobilen Jagdgründe. Klar, Dauerbrenner wie der japanische Roadster Mazda MX-5 sind noch erhältlich, auch das BMW 4er Cabrio ist immer noch eine gute Wahl, die Konkurrenz mit dem Stern hat das Angebot konzentriert auf den Mercedes-Benz CLE. Aber die Zeit der vielen kleinen Cabrios, der sportlichen Roadster oder der erschwinglichen Viersitzer ist vorbei.

Halt, Stop: Sie ist nur vorbei, wenn es ein Neuwagen sein muss. Auf dem Markt für Occasionen sind sie noch präsent. Mehr als 8000 gebrauchte Cabrios werden aktuell bei den Internet-Gebrauchtwagenbörsen in der Schweiz offeriert. Klassisches Stoffverdeck oder Metall-Klappdach – Angebote gibt es in allen Preislagen. Aber nicht jedes auf Hochglanz polierte Angebot hält das, was die schönen Bilder versprechen.

Deshalb ist die Liste der Punkte, die bei der Fahrzeugbesichtigung angeschaut werden müssen, noch ein Stückchen länger als bei Limousine oder Kombi. Klar: Motor, Getriebe, Zustand insgesamt und auch Fahrzeugpapiere gilt es genau zu begutachten.

Danach aber müssen die cabriospezifischen Schwachstellen unter die Lupe genommen werden. Vor allem das Verdeck verdient einen genauen Blick. Sind auf der Oberfläche Flecken zu sehen? Besonders hartnäckig sitzt Schmutz im Gewebe, egal ob Textil- oder PVC-Dach, wenn das Auto in der Waschanlage mit Heisswachs behandelt wurde. Hat das Verdeck abgeschabte Stellen oder gar Risse, sind dies Argumente, hartnäckig um den Preis handeln. Für ein Austauschverdeck inklusive Gestänge sind schnell mehrere tausend Franken fällig.

Auch die Metalldächer von Klappdach-Cabrios (Retractable Hard Tops) sollten unter die Lupe genommen werden. Sie sind deutlich unempfindlicher gegen Wind und Wetter als Stoffverdecke. Aber die Technik ist auch aufwändig, und deshalb sollte man schauen, ob sie reibungslos funktioniert oder ob die Verdeckschalen durch Pannen beim Aufklappen Kratzer abbekommen haben. Das Dach muss reibungs- und geräuschlos schliessen, egal ob mit Hand- oder Motorbetrieb. Eine verzogene Verdeckkinematik geht ins Geld, und wenn etwas klemmt oder nicht einrastet, ist über kurz oder lang eine Reparatur fällig.

Bei geschlossenem Verdeck sollte das Dach fest auf dem Windschutzscheibenrahmen aufliegen, sonst gibt es störende Windgeräusche und bei Regen nasse Füße. Tipp: Vor dem Schliessen ein einzelnes Blatt Papier zwischen Verdeck und Scheibenrahmen einklemmen lassen. Wenn es sich herausziehen lässt, fehlt es an Spannung. Danach sollte geprüft werden, wie dicht das Verdeck an Türen und Fenstern schliesst. Haben die Scheibenführungen zu viel Spiel, ist das ein Fall für die Garage.

Weitere Schwachstelle: die Heckscheibe. Kunststoffscheiben werden durch Kratzer blind und unansehnlich. Einparken wird zum Glücksspiel. Mit Poliermitteln lassen sich allerdings viele Kratzer wieder entfernen.

Trotz verstärkter Bodengruppe ist Vorsicht angesagt bei Cabrios mit überbreiten Reifen und tiefer gelegtem Fahrwerk. Die Karosserie altert schneller. Bei der Probefahrt bleibt das Autoradio deshalb aus, damit Quietsch- und Klappergeräusche zu den Ohren durchdringen können. Natürlich sollte die Probefahrt auch über schlechte, unebene Straßen führen, das deckt Schwächen gnadenlos auf.

Flecken an Verkleidungen im Innenraum oder feuchte Stellen unter Fußmatten sind Indizien für undichte Stellen. Wasserflecken im Kofferraum signalisieren eine undichte Heckscheibe. Der Blick in den Verdeckkasten mit Hilfe einer Taschenlampe gibt Aufschluss darüber, ob dort Feuchtigkeit und Schmutz für blühende Landschaften sorgen.

Vor allem bei Roadstern mit Gepäckbrücke oder Skiträger sollte auf Kratzer an der Kofferraumklappe geachtet werden. Sie entstehen bei unvorsichtiger Montage. Hat der Vorbesitzer versucht, den winzigen Gepäckraum mehr als randvoll zu packen und mit Gewalt zu schliessen, hinterlässt dies hässliche Dellen im Deckel.