Berg-SM – Ganz schön was los

Werner J. Haller | 04.07.2024

Bergrennen Reitnau Robin Faustini bleibt ungeschlagen, in Reitnau holte der Aargauer den dritten Tagessieg. Aber die Gegner sind in Lauerstellung – wie die von Roger Schnellmann bei den Tourenwagen.

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Neuer Leader in der Tourenwagenklasse: Roger Schnellmann mit seinem rund 840 PS starken Mitsubishi Evo 8-J-Spec.

Roger Schnellmann strahlte. Weil er nach den Bergrennen in Hemberg SG und La Roche FR auch das in Reitnau AG als bester Tourenwagenpilot beendete. Aber etwas freute ihn noch mehr: «Ich vermisste in der Vergangenheit die Kämpfe. Heute musste ich mich reinknien.» Druck machten Thomas Kessler, Reto Steiner und Danny Krieg. Zum Vergleich: Schnellmanns (9. Platz im Tagesklassement) beste Laufzeit auf dem 1.615 Kilometer langen Kurs stoppte bei 53.9 Sekunden, Kesslers (10.) bei 54.74, Steiners (11.) bei 55.48 und Kriegs (12.) bei 55.84 Sekunden. «Es war ein schöner Kampf mit den Jungs – alle übrigens aus dem Kanton Schwyz!», meinte Schnellmann grinsend.

Er tat gut daran, dass er seinem rund 840 PS starken Mitsubishi Evo 8-J-Spec auf diese Saison hin unter anderem einen neuen Diffusor, einen neuen Unterboden und neue Stabilisatoren verpasste. Thomas Kessler, wie Schnellmann ebenfalls mit einem Mitsubishi Lancer in der Kategorie E1 über 3500 Kubikzentimeter Hubraum unterwegs, macht Druck. Aufgerüstet hat auch Danny Krieg, der seinen VW Golf Rallye in der Kategorie E1 bis 2000 Kubikzentimeter zu Bestleistungen treibt. Die beiden waren schon beim Auftakt zur Schweizer Bergmeisterschaft in Hemberg hinter Schnellmann beste Tourenwagenpiloten.

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Konkurrenten von Schnellmann: Thomas Kessler in seinem Mitsubishi Lancer Evo.

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Konkurrenten von Schnellmann: Reto Steiner im seinem Ford Escort Egmo.

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Konkurrenten von Schnellmann: Danny Krieg in seinem VW Golf Rallye.

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Nuller geschrieben: Tourenwagen-Titelverteidiger Bruno Sawatzki patzte.

Beim Comeback des Bergrennens Reitnau nach fünf Jahren hatte nun noch Reto Steiner mit seinem Ford Escort Egmo (E1 bis 3500 cm3) Premiere. «Ich bin das Auto vorher nur beim Slalom in Ambri gefahren. Der erste Start am Berg ist gelungen, aber ich arbeite noch mit dem Auto, es spielt noch mit mir, es sollte aber umgekehrt sein», meinte Steiner schmunzelnd nach dem gelungenen Einstand. Sein Ziel sei es, Krieg zu schlagen, «aber wegen Kessler staunte ich auch, der war ja auch eine Zeit lang weg».

Plötzlich auf Titelkurs

Gut möglich, dass das neue Gegner-Trio Roger Schnellmann zum erstmaligen Titelgewinn in der Tourenwagenklasse treibt. Zumal die vormaligen Meister Reto Meisel (2022) und Bruno Sawatzki (2023) derzeit weniger Grund zur Freude haben. Meisel beschädigte seinen Mercedes 340 SLK beim Auftaktrennen in Hemberg arg (s. AR 24/2024), weshalb der Aargauer für sein Heimrennen mit ­einem Oldie vorfuhr. Mit dem Mercedes-Benz 190 RM1 gewann er 2007, 2009 und 2011 in Deutschland die Bergmeisterschaft. In Reitnau war schon nach wenigen Trainingsmetern Schluss. «Ich wollte das Museumsstück trotz Heimrennen nicht am Limit bewegen. Beim Gangwechsel griff die Kupplung erst nicht, dann umso heftiger, weshalb das Auto wegrutschte.» Der schöne Mercedes hing zwar an einem Hang, blieb aber fast unbeschädigt.

Glück im Unglück hatte auch Bruno Sawatzki. Sein Porsche 991 Cup knallte in einen schweren Heuballen. Sawatzki kam nur wenig von der Piste ab, was das Auto unkontrollierbar gemacht habe. «Porsche baut gute Autos! Ein anderes wäre Schrott gewesen», meinte der Liechtensteiner. Instand gestellt stand der Porsche zum zweiten Rennlauf wieder am Start. Weil wegen der vielen Unterbrüche aber der dritte und letzte Rennlauf gestrichen wurde, fehlte Sawatzki eine Zeit für ein gültiges Resultat. Der Nuller wirft den Titelverteidiger im Meisterschaftsklassement hinter Schnellmann zurück. «Abwarten», mahnt Schnellmann. «Ich freue mich wegen der Fights, aber natürlich gewänne ich den Titel gern.» Sawatzki hält trotz Rückschlag dagegen: «So etwas kann jeden treffen. So früh in der Saison, es sind ja noch vier Rennen zu fahren, gebe ich sicher nicht auf. Und zum Saisonende gibt es ja noch die Streichresultate ...»

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Glück und Pech: Marco Geering siegte in der Kategorie IS bis 2000 Kubikzentimeter Hubraum,…

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…in der Stephan Burri zu den Verlieren gehörte.

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Philipp Krebs gewann im Renault Classic Cup erstmals mit dem Clio 3.

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Reto Meisel kam mit seinem Museums-Mercedes nur wenige Meter weit.

Schwieriger wird es wohl für Stephan Burri auf dem Weg zur Verteidigung des Bergpokals für hubraumschwächere Fahrzeuge bis zwei Liter. Auch dem Piloten eines VW Scirocco wurde die Streichung des dritten Laufs zum Verhängnis. Nach dem ungültigen zweiten Lauf wechselte das Team eiligst die kaputte Antriebswelle. «Ich bin sehr enttäuscht, denn ich wäre für den dritten Lauf parat gewesen», sagte Burri. Dass er gewonnen hätte, will er aber nicht behaupten: «Geering fuhr im zweiten Lauf eine sehr gute Zeit.» Ausgerechnet Marco Geering: Der Opel-Kadett-Pilot funkte Burri schon in der Slalom-SM dazwischen. In Ambri TI gewann er beide Meisterschaftsläufe und beraubte Burri so der Titelträume. «Klar, im Kampf um den Bergpokal habe ich einen Rückschlag erlitten, aus der Komfortzone bin ich erst einmal raus», ächzte Burri. In der Poleposition sind nach Reitnau die punktgleichen Jean-François Chariatte, Jannis Jeremias und Stephan Moser.

Immerhin Ferien

Entspannt blickt derweil Robin Faustini in die Zukunft. Der Aargauer gewann mit seinem neuen Nova NP01 auch das Heimrennen. Nach drei Läufen zur Berg-SM sieht es danach aus, als ob Marcel Steiner und Eric Berguerand, die sich die Titel seit 2010 teilen, einen Nachfolger bekämen. «Mir lief es sehr rund. Obwohl ich meinte, dass ich auf dieser kurzen Strecke mit meinem Panzer einen schweren Stand gegen kleinere Autos haben würde.» Obwohl Faustini die Meisterschaft in der Kategorie Rennwagen souverän anführt, bleibt er sich treu: «Der Titel ist das Ziel, darauf arbeite ich seit Jahren hin. Daran ändere ich nichts.» Aber Sommerferien gönne er sich in diesem Jahr dennoch.

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Schöne Geste: Die Aargauer Robin Faustini (l.) und Thomas Amweg fahren beim Heimrennen in Reitnau ­gemeinsam zu Tal.

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Joel Burgermeister komplettierte das Podest,…

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…das Michel Zemp um acht Zehntelsekunden verpasste.

Ein Konkurrent hat die Verfolgung aber aufgenommen. Thomas Amweg, neu ebenfalls mit ­einem Nova NP01, will angreifen. «Ich bin zuversichtlich. Die Abstände werden kleiner, ich fühle mich wohler im neuen Auto, es macht mir immer mehr Spass. Ich habe Robin benachrichtigt: ‹Nächstes Jahr kommt der Kübel zu mir!›» Hinter Faustini und Amweg lechzen weitere Piloten nach guten Resultaten, allen voran Joel Burgermeister und Michel Zemp. Burgermeister reichte es in Reitnau zu Platz drei wie in Hemberg: «Ich wollte Amweg noch schnappen.» Zemp, Gesamtvierter, verlor Zeit, weil der Benzindruck seines Norma M20 FC in einer Linkskurve abfiel: «Wegen der Fliehkräfte! Deshalb tankte ich für den zweiten Lauf zehn statt sieben Liter Benzin. Optimal ist das natürlich nicht.» Und schliesslich verriet Zaungast Marcel Steiner, dass er vielleicht beim nächsten Rennen Mitte August in Les Rangiers JU wieder dabei sei, nachdem er wegen eines Motorenproblems in Hemberg frühzeitig packen musste.

Ganz schön was los in der Berg-SM. 

Resultate

Schweizer Bergmeisterschaft. Reitnau AG, 3. Lauf. Strecke 1.615 km. Gesamtklassement: 1. Robin Faustini, Nova NP01-Emap Turbo, 1:34.49 Minuten (Total aus zwei Rennläufen). 2. Thomas Amweg, Nova NP01.2-Helftec Turbo, 1:36.81. 3. Joel Burgermeister, Tatuus-F4 Evo, 1:37.51. 4. Michel Zemp, Norma M20 FC-Helftec Honda, 1:38.31. 5. Simon Hugentobler, Osella FA30, 1:41.17. 6. Lionel Ryter, Tatuus-Renault 2.0, 1:43.18. 7. Christian Balmer, Tatuus-Formel Master, 1:47.61. 8. Peter Amann (A), Osella PA30, 1:48.56. 9. Roger Schnellmann, Mitsubishi Evo 8-J-Spec, 1:48.60. 10. Thomas Kessler, Mitsubishi Lancer Evo, 1:50.03. 11. Reto Steiner, Ford Escort Egmo, 1:51.50. 12. Danny Krieg, VW Golf Rallye, 1:51.71. 13. Stéphane Maréchal, Renault-Tatuus FR 2.0, 1:51.72. 14. Simon Wüthrich, VW Golf 2 Turbo, 1:52.46. 15. Markus Bosshard, Dallara-Formel 3, 1:53.26. 16. Hermann Bollhalder, Opel Speedster Turbo Egmo, 1:54.53. 17. Martin Oliver Bürki, BMW M-Power E33, 1:54.70. 18. Hans-Ulrich Aeschbacher, Dallara-F3, 1:55.12. 19. Marco Gee­ring, Opel Kadett C GT/E, 1:55.35. 20. Sébastien Coquoz, Opel Kadett GT/E, 1:55.68. 21. Dominic von Rotz, Audi A4 B5 Quattro, 1:56.72. 22. Ferdi Waldvogel, BMW M3 E30, 1:56.72. 23. Dani Fauler, VW Golf 20V, 1:56.75. 24. René Leutenegger, Opel Kadett C, 1:57.18. 25. Werner Schlegel, Mitsubishi Lancer Evo 8, 1:57.33. 26. Romeo Nüssli, Ford Escort Cosworth, 1:57.37. 27. Patrick Hedinger, Peugeot 205 GTI, 1:57.48. 28. Kurt Tschirky, Opel Kadett C, 1:57.60. 29. Matthias Fuchs, Tatuus-Formel Renault, 1:57.63. 30. René Tschirky, Opel Kadett C, 1:57.65. – 142 Fahrer gestartet, 136 klassiert.

Kategorien. Superserie (SS) bis 2000 cm3 (1 Fahrer gestartet): 1. André Krähenbühl, Honda Integra Type R, 2:18.85 Minuten (Total aus zwei Rennläufen). – SS Competition bis 3000 cm3 (2): 1. Roland Graf, Toyota GR Yaris, 2:03.22. – SS über 3000 cm3 (2): 1. Speedmaster, McLaren 765, 2:00.20. – A/ISA/R2/R3 bis 2000 cm3 (1): 1. Jessica Roth, Toyota GT86, 2:18.29. – H-Tourenwagen bis 2000 cm3 (3): 1. Armin Buschor, BMW 320 Heidegger, 2:05.58. – H-Tourenwagen über 2000 cm3 (4): 1. Alain Pfefferlé, Porsche 911 RSR, 2:12.25. – H-Rennwagen bis 1600 cm3 (1): 1. Alfred Huwiler, Holz/Steck-Formel Vau, 2:28.96. – Interswiss (IS) bis 1400 cm3 (8): 1. Stephan Moser, Toyota Yaris, 1:59.55. 2. Andreas Helm, VW Polo 1, 2:00.19. 3. Stefan Schöpfer, Audi 50, 2:00.82. – IS bis 1600 cm3 (5): 1. Jannis Jeremias, VW Polo, 1:57.68. 2. Beat Oertig, Peugeot 106 Maxi, 2:06.12. 3. Ruedi Schmid, VW Golf 1 16V Lisa, 2:09.30. – IS bis 2000 cm3 (18): 1. Marco Geering, Opel Kadett C GT/E, 1:55.35. 2. René Leutenegger, Opel Kadett C, 1:57.18. 3. Philip Niederberger, Opel Kadett C City, 1:58.56. – IS bis 2500 cm3 (9): 1. Ferdi Waldvogel, BMW M3 E30, 1:56.72. 2. Daniel Aeschlimann, Opel Kadett C 8V, 1:59.21. 3. Urs Banz, Opel Ascona B16V, 2:00.62. – IS bis 3000 cm3 (2): Martin Oliver Bürki, BMW M-Power E33, 1:54.70. – IS über 3000 cm3 (4): 1. Dominic von Rotz, Audi A4 B5 Quattro, 1:56.72. – TCR (3): 1. Pirmin Scheidegger, Seat Cupra TCR, 1:58.88. – E1 bis 1400 cm3 (5): 1. Christian Bartlome, Audi 50, 2:01.24. 2. Beat Zimmermann, VW Polo, 2:02.77. 3. Daniel Musch, Mini Cooper S, 2:16.51. – E1 bis 1600 cm3 (10): 1. Andy Heindrichs (D), Opel Wiebe Corsa 16V, 1:58.64. 2. Martin Howald, VW Golf, 2:00.23. 3. Jean-François Chariatte, Fiat X1/9. 2:01.94. – E1 bis 2000 cm3 (15): 1. Danny Krieg, VW Golf Rallye, 1:51.71. 2. Sébastien Coquoz, Opel Kadett GT/E, 1:55.68. 3. Dani Fauler, VW Golf 20V, 1:56.75. – E1 bis 2500 cm3 (4): 1. Benjamin Nicole, BMW 2002ti, 2:02.42. – E1 bis 3000 cm3 (5): 1. Hermann Bollhalder, Opel Speedster Egmo Turbo, 1:54.53. 2. Tom Huwiler, BMW E30 HRT, 2:00.65. 3. Rolf Meier, Renault Clio 4 Cup, 2:04.53. – E1 bis 3500 cm3 (7):1. Reto Steiner, Ford Escort Egmo, 1:51.50. 2. Simon Wüthrich, VW Golf 2 Turbo, 1:52.46. 3. Kyrill Graf, BMW M3 E46 GTR, 1:59.22. – E1 über 3500 cm3 (7): 1. Roger Schnellmann, Mitsubishi Evo 8-J-Spec, 1:48.60. 2. Thomas Kessler, Mitsubishi Lancer Evo, 1:50.03. 3. Werner Schlegel, Mitsubishi Lancer Evo 8, 1:57.33. – E2 Sportcars (SC) bis 2000 cm3 (2): 1. Michel Zemp, Norma M20 FC-Helftec Honda, 1:38.31. – E2 SC bis 3000 cm3 (3): 1. Robin Faustini, Nova NP01-Emap Turbo, 1:34.49. – E2 Singleseater (SS) bis 1600 cm3 (1): 1. Eric Morel, Renault Tatuus Monza 1.6, 1:58.16. – E2 SS bis 2000 cm3 (8): 1. Joel Burgermeister, Tatuus-F4 Evo, 1:37.51. 2. Lionel Ryter, Tatuus-Renault 2.0, 1:43.18. 3. Christian Balmer, Tatuus-Formel Master, 1:47.61. – E2 SS bis 3000 cm3 (2): 1. Simon Hugentobler, Osella FA30, 1:41.17. – Renault Classic Cup (alle Renault Clio 3 RS, 9 Fahrer gestartet): 1. Philipp Krebs, 2:05.01. 2. Thomas Zürcher, 2:05.40. 3. René Schnidrig, 2:06.34.

Nächster Lauf: St-Ursanne–Les Rangiers JU, 17./18. August 2024.

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Fotos: Werner J. Haller

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