Philip Egli: «Das wäre die Krönung»

Werner J. Haller | 23.04.2025

Dieses Wochenende startet in Frauenfeld die Schweizer Slalommeisterschaft. Titelverteidiger ist Philip Egli. Der Glarner könnte beim Saisonstart gleich eine Marke setzen, er steht in Frauenfeld vor seinem zehnten Sieg in Serie.

01 Philip Egli 2

Bei der 25. Austragung des Slaloms in Frauenfeld am 26./27. April 2015 kann neben dem Veranstalter ACS Thurgau vielleicht auch Philip Egli ein Jubiläum feiern. Der 40-jährige Glarner steht vor seinem zehnten Tagessieg – in Serie. Der Formel-3-Pilot ist seit der Saison 2015 ungeschlagen auf dem Parcours auf der Grossen Allmend.

Und doch hat sich einiges verändert im Leben von Philip Egli. Er tritt erstmals als Titelverteidiger in der Schweizer Slalommeisterschaft an. Und er ist im Winter auch erstmals Papa geworden. «Die Prioritäten in meinem Leben haben sich etwas verschoben», sagt Egli deshalb.

Automobil Revue: Sie können bei den bevorstehenden Auto-Renntagen Frauenfeld den zehnten Sieg in Serie holen. Sind Sie deswegen aufgeregt oder cool wie immer?

Philip Egli: Grundsätzlich will ich gewinnen, klar. Neun Siege – das ist eine tolle Zahl, ich bin schon stolz auf diese Serie. Zehn wäre demnach sozusagen die Krönung! Bloss, bei mir haben sich über den Winter die Prioritäten etwas verschoben. Ich bin ja Papa geworden, weswegen der Rennwagen über die Wintermonate etwas hintenanstehen musste. In vergangenen Jahren habe ich sicher jeweils mehr Arbeit in das Auto gesteckt als in den zurückliegenden Monaten.

Der Schweizer Slalommeister ist demnach im Verzug?

Die nötigen Autoteile habe ich nun beisammen. Zeit, um das Auto vorzubereiten, habe ich noch genügend. Es sieht gut aus, es gibt keinen Grund, nervös zu werden (schmunzelt).

Und wie steht es um die Titelverteidigung in der Schweizer Slalommeisterschaft?

Ich möchte den Titel unbedingt verteidigen.

Egli 2024 Chamblon

Philip Egli: Der Schweizer Slalommeister arbeitet an seinem Formel-3-Dallara.

Egli 2024 Chamblon 2

Philip Egli: Der Schweizer Slalommeister prüft am Laptop seine Fahrten.

Aber die neuen, glücklichen Lebensumstände sind schon noch eine Herausforderung für den erfolgreichen Rennfahrer Egli?

Ich musste flexibler werden. Vater sein ist wahnsinnig schön. Aber ich kann eben nicht mehr wie früher Abende lang bis spät in die Nacht in der Garage sein und am Auto werken.

Das Auto wird rechtzeitig zum Saisonstart bereit. Aber Experimente bleiben wohl dieses Jahr aus?

Ja, ich hatte eben nicht die Zeit, wie in den Vorjahren, das Auto weiterzuentwickeln. Mein Auto wird dasselbe sein wie beim Saisonfinale im vergangenen Jahr. Selbst Pneus habe ich keine neuen auftreiben können, ich fahre mit demselben Material wie 2024. Aber Ideen, wie ich das Auto noch verbessern kann, die habe ich nach wie vor – und irgendwann auch die Zeit, sie umzusetzen.

Den Slalom in Frauenfeld haben Sie ja offenbar im Griff. Vergangenes Jahr trennten Sie 2.36 Sekunden vom zweitplatzierten Lukas Eugster, er war auch 2023 ihr erster Herausforderer. Eugster ist aber zurückgetreten. Wer fordert Sie demnach dieses Jahr?

Marcel Maurer war vor Lukas Eugster während einiger Jahre mein grösster Konkurrent. Mit ihm rechnete ich, leider wird er aber an der Saison nicht teilnehmen können (Motorschaden bei Test – Red.) Aber da ist auch noch Lionel Ryter, ein noch junger Fahrer, der immer schneller wird.

Apropos Sieganwärter: Wissen Sie noch, wer 2014 der letzte Gewinner der Auto-Renntage Frauenfeld war, bevor Sie zu ihrer Siegesserie ansetzten?

Das war Martin Bürki mit seinem MB Polo. Er gewann damals, weil es zu regnen begann, als die stärkeren Sport- und Formelautos am Start standen.

Sie belegten damals nur Platz 23, bereits mit dem Formel-3-Dallara…

…, weil ich ausserdem zurücksetzen musste, nachdem ich auf Öl oder einer Kühlflüssigkeit ausgerutscht war. Daniel Mauerhofer mit einem Formel Renault auf Rang 17 war damals der schnellste Pilot mit einem Formel-Rennwagen. 2014 war mein erstes Jahr mit dem Formel 3, im Jahr zuvor war ich in Frauenfeld auch am Start, aber noch mit einem VW Scirocco (Egli überlegt und lacht). Mir wird grad bewusst, wie lange die Siegesserie bereits andauert…

Egli und Eugster 2024 Chamblon

Ehemaliger Herausforderer: Lukas Eugster (r.) war in den vergangenen Jahren Eglis erster Herausforderer.

Eugster 2024 Frauenfeld

Ehemaliger Herausforderer: Lukas Eugster in seinem Ligier JS53.

Ist der Slalom in Frauenfeld speziell für Sie?

Er ist für mich als Ostschweizer quasi mein Heimrennen. Aber der Slalom ist auch aussergewöhnlich, er ist anders als die anderen Slaloms. Es gibt eine lange Gerade, danach ändert der Streckenverlauf total. Das Rennen wird langsamer, weil der Parcours zur Stop-and-go-Strecke wird. Aber du musst trotzdem im Fluss, im Rhythmus bleiben.

Wenn man wie Sie in Frauenfeld von Sieg zu Sieg eilt, dann spielen die Routine und eine gewisse Leichtigkeit eine wichtige Rolle. Frage deshalb: Gibt es auf dem Parcours in Frauenfeld noch eine Passage, die Sie überraschen kann?

Schlüsselstellen gibt es bei jeder Strecke, oder Passagen, die dir im Gedächtnis geblieben sind, weil du da vielleicht mal einen Fehler gemacht hast. Aber diese Stellen ändern auch, weil ein Parcours mit den Jahren auch anders gesteckt werden kann. In Frauenfeld gibt es die aktuelle, längere Variante über 3.5 Kilometer Distanz ja erst seit 2023. Grundsätzlich gilt, dass der Parcours in Frauenfeld im Vergleich mit anderen Slaloms eher einen Fehler verzeiht und du wieder Zeit gutmachen kannst. Das heisst nicht, dass er einfacher ist als andere Slaloms, du musst ihn sehr sauber fahren. Die vielen scharfen Kurven darfst du nicht überfahren, weil dir auf dem engen Kurs sonst der Platz ausgeht. Und bei der Passage vor der Brücke gibt es Betonplatten, die wenig Grip bieten, wenn man nicht aufpasst, rutscht man weg.

Was zeichnet die Auto-Renntage Frauenfeld ausserdem aus?

Der Slalom ist für die Zuschauer attraktiv. Wenn Bekannte oder Freunde einmal einen Slalom sehen möchten, dann empfehle ich ihnen jenen in Frauenfeld. Die Strecke ist überschaubar, was es möglich macht, dass du nicht nur ein Auto siehst, sondern gleich mehrere in verschiedenen Passagen.

Maurer und Ryter 2024 Ambri

Nouvel adversaire: le jeune Lionel Ryter (à droite) devient de plus en plus rapide, Marcel Maurer ne peut pas prendre le départ cette année.

Ryter 2024 Frauenfeld

Neuer Gegner: Lionel Ryter in seinem Formel-Renault (hier in Frauenfeld 2024).

Fakten zum Siegfahrer Egli

– Philip Egli holte bei Slaloms zur Schweizer Meisterschaft bisher 54 Tagessiege, der erste gelang ihm am 13. Oktober 2013 in Ambri.

– Seit diesem Premierensieg gab es 78 Slaloms zur Schweizer Meisterschaft, Egli hat von diesen somit fast 70 Prozent gewonnen.

– Eglis längste Siegesserie dauert noch an. Der Glarner gewann seit dem Slalom in Ambri TI am 30. April 2023 bis zum Saisonfinal 2024 in Chamblon VD in Serie zehn Slaloms zur Schweizer Meisterschaft.

– Egli ist in Frauenfeld seit 2015 ungeschlagen, das ergibt neun Tagessiege in Serie. Ebenso viele Tagessiege holte der Glarner bisher nur noch beim Slalom in Chamblon VD.

– Eglis knappster Tagessieg bei einem Slalom zur Schweizer Meisterschaft datiert aus der vergangenen Saison. In Ambri siegte er 0.07 Sekunden vor Lukas Eugster.

– Eglis grösster Herausforderer in der laufenden Karriere ist Marcel Maurer. Der Berner belegte bei Slaloms zur Schweizer Meisterschaft bisher 19-mal Rang zwei hinter Egli. Maurer siegte aber auch neun Mal vor Egli – so oft wie kein anderer Gegner.

– Beim Auftakt-Slalom in Frauenfeld siegte Egli bisher vier Mal vor Maurer (2015–2018). Keinen anderen Fahrer als den Berner verwies Egli öfter auf Platz zwei.

Eglis neun Siege in Frauenfeld

2024 – 2.36 Sekunden vor Lukas Eugster (Ligier JS53 Evo 2)

2023 – 0.91 Sekunden vor Lukas Eugster (Ligier JS53 Evo 2)

2022 – 1.70 Sekunden vor Yves Hängärtner (Dallara GP3-Egmo)

2021 – 1.53 Sekunden vor Joel Burgermeister (Tatuus Formel 4)

2019 – 0.25 Sekunden vor Lukas Eugster (Ligier JS53 Evo 2)

2018 – 0.26 Sekunden vor Marcel Maurer (Formel Renault)

2017 – 1.99 Sekunden vor Marcel Maurer (Formel Renault)

2016 – 1.87 Sekunden vor Marcel Maurer (Formel Renault)

2015 – 3.26 Sekunden vor Marcel Maurer (Formel Renault)

Die Schweizer Slalommeisterschaft 2025

27. April: Frauenfeld

3. Mai: Biére 1

4. Mai: Bière 2

10. Mai: Ambri 1

11. Mai: Ambri 2

18. Mai: Bure

22. Juni: Chamblon

Fotos: Werner J. Haller

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