Subaru Crosstrek – Liebe auf den zweiten Blick

AR-Testteam | 08.02.2024

E-Boxer Als Nachfolger des Subaru-Bestsellers XV nimmt der Crosstrek seine Aufgabe als echter Subaru ernst. Dazu gehört auch die Pflege einiger Ecken und Kanten.

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Er sieht nicht nur so aus, er kann auch etwas im Gelände. So gibt es eine Bergabfahrhilfe und Modi für Schnee oder Schotter. Auf der Strasse liegt der Japaner aber erstaunlich satt. Eine tolle Überraschung ist die präzise Lenkung.

Da dürfen wir ehrlich sein, die Skepsis ­gegenüber einem Zweiliter-Boxer­motor mit 136 PS und einem milden Hybrid-Elektromotor mit zusätzlichen 16.7 Pferdestärken war deutlich, als wir uns daran machten, den seit Januar in der Schweiz erhältlichen XV-Nachfolger Crosstrek zu testen. Das Auto ist als knapp 4.50 Meter langes Kompakt-SUV immerhin 1.7 Tonnen schwer. Dazu kommt das bei Subaru – und anderen Japanern – so beliebte CVT-Getriebe, das zu Unrecht als nicht sehr fahraktive Antriebslösung taxiert wird. Immerhin sind die kräftigen Kunststoffverkleidungen, der hintere Unterfahrschutz unter dem Stoss­fänger und die Bodenfreiheit von generösen 22 Zentimetern nicht nur Zierrat wie bei so vielen modernen Geländewagenattrappen, pardon, SUV. Der Subaru kann tatsächlich auch abseits der befestigten Strasse ganz viel. Gewiss, er ist kein Geländewagen von altem Schrot und Korn, sondern ein aufrichtiger Subaru und kein Lifestyle-Allradler für den Grossstadt-Dschungel. Damit sei der Crosstrek vollumfänglich beschrieben, dachten wir zunächst. Aber nehmen wir es gleich vorweg: Das ist längst nicht alles, denn dieses Auto hat uns positiv überrascht! Allerdings brauchte es etwas Zeit dazu, viel Zeit sogar. Man könnte sagen, es war ­eine verlängerte, emotionale Warmlaufphase. Dabei gibt es ein kleines Detail, das dem ersten Eindruck im Innenraum diametral entgegensteht. Obwohl es in diesem Su­baru viel Hartplastik gibt, ist die Armauflage in den Türen geradezu supersoft. Darauf hält es der Ellbogen während Stunden aus, noch besser ist nur das heimische Sofa. Dasselbe gilt für den Deckel des geräumigen Fachs in der Mittelkonsole. Die Sitze sind weit geschnitten, gelegentlich wünschte man sich einzig etwas mehr Seitenhalt. Hinten ist der Platz akzeptabel, im Dachhimmel gibt es eine Mulde, damit auch Mitfahrer grösserer Statur nicht mit ihm in Berührung kommen.

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Subaru Crosstrek – auch abseits befestigter Strassen gut unterwegs.

Manches notiert man zunächst nur am Rand, aber der Crosstrek pflegt seine Prinzipien. Er wirkt zunächst noch nicht sehr aufregend, brilliert auf dem Papier erst einmal in kaum in einer Disziplin und zeigt sich auch in der direkten Begegnung eher etwas unterdotiert. So stecken im Armaturenträger noch immer zwei althergebrachte Zeigerinstrumente, und aus der Mittelkonsole ragt ein grosser, knuffiger Wählhebel heraus, kein kleiner Schalter oder gar ein Drehrad für Vor- und Rückwärtsfahrt. Schwenkt aber der Blick vom Wählhebel etwas nach oben, dann findet er in der Armaturenbrettmitte ein sehr gelungenes, über elf Zoll grosses Display. Beim Start des Wagens leuchten dort drei Elemente auf: Oben eine Leiste zur Menüauswahl durch Wischen, etwa für die Gelände-Fahrmodi, in der Mitte ein grosses Feld mit klar gekennzeichneten Buttons für Navi, Radio, Handy und so weiter und unten ein Balken zur Bedienung der Klimatisierung, der durch echte Tasten für die Temperaturwahl links und rechts begrenzt ist. Dazu gesellen sich zwei Drehschalter für die Lautstärke beidseits des Bildschirms. Für diese Lösung sollte es einen Preis geben, für genau diese Funktionen wünscht man sich diese einfach und schnell zu bedienenden Schalter. Dazu gehören übrigens auch die Kippschalter für die Sitzheizung in der Mittelkonsole. Sie wirken herrlich altmodisch und funktionieren so selbsterklärend, wie dies nur Kippschalter tun können. Ihre Position verraten sie zudem auch ohne Blickkontakt, das soll ihnen ein Bildschirm erst einmal nachmachen. Kurz: Für Bildschirm-Dinge gibt es einen Bildschirm mit kabelloser Handy-Anbindung – und für einfache Ein-Aus-Jobs gibt es besagte Schalter. Ob dies modisch oder chic ist, war den Subaru-Ingenieuren zum Glück egal, auch die analogen Instrumente sind perfekt einsehbar. Und zwischen Tacho und Tourenzähler gibt es ­dennoch einen kleinen Bildschirm für Zusatzinfos.

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Der Crosstrek ist eine gelungene Mischung aus altmodisch und up-to-date. Es gibt sowohl klassische Schalter wie auch einen grossen Bildschirm. 

Sei doch still!

Ist der Motor respektive der Wagen gestartet, der Gang eingelegt und die Bremse gelöst, folgt ein weiterer Subaru-Moment. Dank des CVT-Getriebes fährt der Crosstrek nach dem Drücken des Gaspedals ohne Verzögerung los, nur die Geräusche aus dem Motorraum korrespondieren nicht mit der entsprechenden Geschwindigkeitszunahme. Dank Elektrounterstützung fühlt sich dies aber recht dynamisch an. Der Saugboxer tut dazu das Seine und glänzt mit sofortiger Präsenz kurz nach Verlassen der Leerlaufdrehzahl. Hier fährt ein Auto, dass das, was es in seinen Leistungsangaben verspricht, sofort unter Beweis stellen will. Knapp 150 System-PS? Wer noch weiss, wie toll sich 150 Pferde früher einmal anfühlten, der wird hier daran erinnert. Und der Subaru fährt wirklich genau nach dem Tritt aufs Gaspedal los, ohne Turbo- oder DSG-Verzögerungsmoment. Dreht der Motor dann zunächst völlig losgelöst von der dadurch erreichten Geschwindigkeit hoch, wird er laut. Hebt man aber den Gasfuss nur leicht wieder, fällt er sofort wieder in eine sehr angenehme Ruhe zurück, ohne grossen Geschwindigkeitsverlust. Das Wichtigste – nach allen Momenten des Staunens – aber ist, dass einem der Subaru mit seinem E-Boxer die Zuversicht gibt, auf Verlangen stets mit Vortrieb zur Stelle zu sein, und zwar sofort. Ein heute selten zu erlebendes Gefühl in dieser Fahrzeugklasse.

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Der Zweiliter-Boxermotor verzichtet auf einen Turbolader.

Ganz und gar nicht verlangt sind hingegen die Kommentare und Bemerkungen, die das Auto bei eingeschalteter Fahrerüberwachung von sich gibt. Diese beobachtet die Augen der Person hinter dem Lenkrad. Kratzt man sich einmal am Kopf, reklamiert der Subaru, man solle auf die Strasse blicken. Dreht man in souveräner Gelassenheit nicht ständig am Lenkrad, meint das System, man habe die Hände in den Schoss gelegt. Wer hingegen ständig mit dem Volant sägt, dem empfiehlt der etwas vorlaute Wagen eine Pause. Doch er kann auch still sein. Und tatsächlich, in einem wunderbar übersichtlichen Menü lässt sich all dies in den Fahrzeugeinstellungen mit virtuellen Schiebeschaltern ausschalten, sogar über den nächsten Start hinaus. Nach einem ersten Aufreger schaffte es der Crosstrek damit, die Stimmung der Tester komplett zu seinen Gunsten zu wenden.

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Die Einstellungen sind einfach über den Bildschirm möglich. Die Menuführung ist dabei erfreulich simpel und leicht nachvollziehbar.

Gut gelegen

Der Crosstrek ist aufgrund seines Antriebs gemütlich, aber als Kompakt-SUV liegt er erstaunlich gut auf der Strasse, kennt kaum Wankbewegungen, lenkt präzise ein und ist wendig. Dazu bietet er guten Federungskomfort ohne unnötige Härte. Und trotz der Bodenfreiheit hat er dank seines Boxermotors einen tiefen Schwerpunkt. Die Batterie des Hybrids sitzt unter dem Kofferraumboden. Dazu gibt es kräftige Bremsen mit gutem Pedalgefühl.

Gut 4000 Subaru XV fanden in der Schweiz zur Lancierung des Modells 2012 einen Käufer. Diese Zahlen wird der Crosstrek nicht mehr erreichen, der Automarkt hat sich zu stark verändert. Doch die Chancen sind gut, dass unter dem Logo der Plejaden wieder mehr Fahrzeuge den Weg auf unsere Strassen finden. Wer sich von den reinen Leistungsdaten nicht blenden lässt, dafür zuverlässigen und unkomplizierten Transport sucht, zeitgemässe Sicherheit wünscht (hinter den Warnhinweisen steckt ein bestens funktionierendes Paket an Assistenzsystemen) und volle Konnektivität möchte, sein Auto aber mit Knopfdruck im Griff haben will, dem sei der Crosstrek empfohlen. Subaru-Fans fühlen sich im Crosstrek sofort zu Hause – ausser sie sehnen sich nach einem röhrenden Impreza, doch das ist eine völlig andere Geschichte. 

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Tiefer Schwerpunkt dank Boxermotor und dies trotz 22 cm Bodenfreiheit.

Testfazit

Der Subaru Crosstrek verlangt eine kurze Angewöhnungszeit, bis er dem Fahrer seine Qualitäten offenbart. Der Wagen fährt für seine Bauart erstaunlich wendig, der Antrieb bleibt dabei meistens im Hintergrund, das Geräuschniveau bestimmt der Fahrer zu grossen Teilen selber durch den Umgang mit dem Gaspedal. Und getreu seiner Markenherkunft ist der neue Volumen-Subaru so geländegängig, wie er aussieht.

Fotos: Vesa Eskola, Text: Martin Sigrist

Testergebnis 69/100

Antrieb 13/20

Die Kombination von Motor, Elektromotor und stufenlosem Getriebe, die sich auf Papier recht gemütlich anhört, bringt einen in der Praxis selten in Nöte.

Fahrwerk 12/15

Kräftig dimensionierte Querstabilisatoren verhindern grössere Bewegungen in schnelleren Kurven. Die Lenkung ist äusserst lustvoll ausgelegt.

Innenraum 17/25

Etwas viel robustes Plastik, dafür genau die richtige Dosis an Polsterung, wo man dies schätzt. Die Ablagen sind alle übergross und praktisch.

Sicherheit 10/15

Ein Besserwisser, wenn alle Systeme aktiviert sind, doch dies lässt sich schnell ausschalten. Richtig individualisiert, präsentieren sich die Assistenten als reichhaltig und allen Aufgaben gewachsen.

Budget 17/25

Wer ein Auto sucht, um es zu behalten, liegt beim Crosstrek richtig. Alles wirkt robust gemacht, und als Zückerchen gibt es einen Hybridantrieb, der nicht die Spitze der Technik sein will, sondern für einen guten Verbrauch sorgt.

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Grosszügig bemessene Vordersitze

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Durchschnittliches Raumangebot hinten

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Die Batterie sitzt unter dem Kofferraumboden

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X-Mode hilft bei schwierigem Terrain

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Klassische instrumente mit Zusatzbildschirm

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Aus dem XV wurde der Crosstrek

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Ein währschafter Wählhebel verhindert Fehlmanipulationen beim Rangieren

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Viel Kunststoff, dafür ist er robust

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