Stühlerücken bei Polestar: Michael Lohscheller wird neuer CEO und ersetzt Thomas Ingenlath

Klaus Justen | 02.09.2024

Der kriselnde schwedische Autohersteller Polestar tauscht gleich mehrere wichtige Manager aus: die Posten des CEO, des Finanzchefs und des Chefdesigners werden neu besetzt.

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Michael Lohscheller wird neuer CEO bei Polestar.

Als neuer CEO des Unternehmens, das zum chinesischen Geely-Konzerns gehört, tritt ein alter Bekannter der Branche am 1. Oktober seinen Job an: Michael Lohscheller war nach seiner Zeit als Chef des deutschen Herstellers Opel auch kurzfristig für den vietnamesischen Elektroautohersteller VinFast und den amerikanischen Hersteller von Brennstoffzellen-Lastwagen Nikola als CEO tätig. Lohscheller sei „eine erfahrene Führungspersönlichkeit in der Automobilindustrie mit umfangreicher Erfahrung in der Förderung operativer Exzellenz und strategischen Wachstums“, heisst es dazu in einer Erklärung von Polestar.

Lohscheller ersetzt Thomas Ingenlath, der seit der Gründung von Polestar als CEO tätig war, er tritt mit Wirkung zum 1. Oktober 2024 zurück. Winfried Vahland, der neue Vorstandsvorsitzende von Polestar, sagt: „Polestar hat eine aussergewöhnliche Start-up-Phase erlebt, und mit einer breiteren Modellpalette ist Michael Lohscheller die ideale Führungspersönlichkeit, um Polestar in sein nächstes Kapitel zu führen. Seine tiefgreifenden Branchenkenntnisse, insbesondere bei der Förderung der operativen Exzellenz, der Entwicklung einer kohärenten Produktstrategie und der Stärkung der globalen Marktpräsenz, werden für das nächste Wachstumskapitel von Polestar entscheidend sein.“

Vahland würdigt die Arbeit Ingenlaths: „Thomas Ingenlath war massgeblich daran beteiligt, Polestar zu der innovativen und zukunftsorientierten Marke zu machen, die sie heute ist. Er leitete die Umwandlung von einer Volvo-Performance-Division in die einzige echte globale Premium-Elektrofahrzeugmarke mit einem herausragenden Fokus auf Design, Leistung und Premium-Qualität.“

Aktualisierung vom 4. September 2024:
Einen weiteren Wechsel im Vorstand gibt es auf der Position des Chief Financial Officer (CFO). Zum 21. Oktober 2024 wurde Jean-Francois Mady zum neuen Finanzchef ernannt. Mady übernimmt das Amt von Per Ansgar, der im Januar 2024 übergangsweise als CFO zu Polestar kam. Mady hat mehr als 25 Jahre Erfahrung in leitenden Positionen im Bereich Automobilfinanzierung und Finanzdienstleistungen in Europa, China, Asien und Indien. Zuletzt war er Senior Vice President of Global Accounting Operations and Finance Transformation bei der Stellantis Group. Außerdem hatte er mehrere Führungspositionen bei der PSA-Gruppe inne.

Per Ansgar wird bei Polestar bleiben, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, bevor er in seine Rolle als CFO der Geely Sweden Holding AB zurückkehrt.

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Verlässt nach sieben Jahren als CEO den Autohersteller Polestar: Thomas Ingenlath.

Weltweit gut 20'000 Auslieferungen im ersten Halbjahr

Mit den Modellen Polestar 3 und Polestar 4 hat das Unternehmen in diesem Sommer seine Modellpalette verdreifacht, nachdem sich die Einführung der beiden SUV deutlich verzögert hatte, so dass der Hersteller über Jahre mit dem Polestar 2 eine Ein-Modell-Marke war. Finanziell steht die Tochter des Geely-Konzern unter Druck. Zwar wurden im zweiten Quartal 2024 mit insgesamt 13‘150 ausgelieferten Fahrzeugen die Zahlen des ersten Quartals um 82 Prozent übertroffen, auch der operative Verlust verringerte sich in diesem Quartal im Vergleich zum Vorjahr leicht, betrug aber immer noch 242.3 Millionen Dollar.

Die weltweiten Auslieferungen in den ersten sechs Monaten des Jahres stiegen nach Unternehmensangaben auf 20.371 Fahrzeuge, insbesondere in den USA, Schweden, Norwegen und Deutschland sei eine starke Dynamik zu verzeichnen. Die Anzahl der bereits produzierten und auf Lager befindlichen Fahrzeuge sei im Vergleich zum vierten Quartal 2023 um rund 30 Prozent reduziert worden. Die liquiden Mittel beliefen sich zum 30. Juni 2024 auf 669 Millionen Dollar und sind damit im Vergleich zum März um rund 150 Millionen Dollar gesunken. Im August hat das Unternehmen eine zusätzliche Finanzierung in Höhe von 300 Dollar durch ein einjähriges Darlehen von einer Bank abgeschlossen. Nachdem Mitgründer Volvo Anfang des Jahres erklärt hatte, keine weiteren Finanzmittel in das Start-up zu stecken, hat Geely jedoch bekräftigt, Polestar weiter zu unterstützen.

Philipp Römers löst als Designchef Maximilian Missoni ab

Nicht nur an der Spitze von Polestar gibt es Änderungen. Auch für Designchef Maximilian Missoni musste ein Nachfolger gefunden werden, nachdem sich der Österreicher entschieden hatte, nach sechs Jahren bei Polestar und insgesamt zwölf Jahren in Schweden eine neue Aufgabe ausserhalb von Polestar zu übernehmen.

Sein Nachfolger als Head of Design wird Philipp Römers, der über mehr als 25 Jahre Erfahrung im Automobildesign verfügt und von Audi kommt. Dort war er unter anderem als Head of Exterior Design tätig. Zuvor war Römers bei VW.

Fotos: Polestar

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