- Gebaut von 1935 bis 1939 (oder 1941)
- Wahrscheinlich 42 oder 43 Exemplare
- Gehören heute zu den teuersten Autos der Welt
Montagmorgen: Alfa Romeo 8C 2900
Peter Ruch | 01.01.2024
Der Alfa Romeo 8C 2900 war das wahrscheinlich grossartigste Automobil der Vorkriegsjahre.
Seinen ersten Achtzylinder für Alfa Romeo hatte der legendäre Konstrukteur Vittorio Jano schon 1924 konstruiert, der P2 sicherte Alfa Romeo den ersten Weltmeister-Titel. 1931 ging es weiter, es kam der 8C 2300, mit dem Alfa Romeo 1931/1932 die Targa Florio gewinnen konnte – und gleich vier Mal in Folge bei den 24 Stunden von Le Mans (1931-1934). Der Tipo B von 1932 war eine weitere, sehr erfolgreiche Entwicklung zum reinen Rennwagen, es folgte ein Zwischenspiel mit dem 8C 2600 (1933), irgendwie gehören auch noch die 8C 35 Type C (1935) sowie der gewaltige Bimotore (ebenfalls 1935) in diese Reihe der Reihen-Achtzylinder. Doch hier soll es um die 8C 2900 gehen, wie sie zwischen 1935 und 1941 gebaut wurden. Sie waren wahrscheinlich die grossartigsten Automobile der Vorkriegsjahre.
Zylinderkopf aus Alu, zwei obenliegende Nockenwellen, zwei Kompressoren, 180 PS bei 5200/min für die Strasse, mindestens 220 PS für Rennen wie die Mille Miglia oder die 24 Stunden von Le Mans - die Maschine war ein Wunderwerk in jener Zeit, . Dazu kam: Transaxle-Bauweise, also Motor vorne, Getriebe hinten. Dazu kam: Einzelradaufhängung vorne. Wir schreiben das Jahr 1936. 42 oder 43 Exemplare sollen entstanden sein. Und dies in drei verschiedenen Versionen: Zwischen 1935 und 1937 zuerst die (später so bezeichneten) A mit 2,72 Meter Radstand, 10 Stück.
Ab 1937 dann die B, der Corto mit 2,8 Meter Radstand, der Lungo mit 3 Meter Radstand. 32 Exemplare, wahrscheinlich wurde aber 1941 noch ein weiterer 2900B aus Ersatzteilen zusammengebastelt. Vielleicht auch nicht, es könnte auch ein umgebauter Rennwagen gewesen sein, oder es geschah dies schon früher – die Aufzeichnungen jener Jahre sind nicht so ganz genau, wohl auch deshalb nicht, weil man allenfalls anfallende Steuern umgehen konnte. Biondetti gewann auf einem 8C 2900B die Mille Miglia auch noch im Jahre 1947. Und das ohne Kompressoren und mit noch 137 PS – weil es das Reglement so verlangte.
Im so wunderbaren Museum von Alfa Romeo, dem Centro Storico in Arese, stehen zwei 8C 2900B, der hellblaue Lungo von 1938 mit einem Aufbau von Touring (das ist der Hellblaue, unten). Und der «Le Mans», ebenfalls von 1938, ebenfalls mit einer Karosserie von Touring, Chassisnummer 412033 (das ist der Rote, unten). Mit dem Sommer/Biondetti bei den 24 Stunden von Le Mans bis am frühen Sonntagnachmittag den bis heute gültigen Rekordvorsprung von 160 Kilometern herausfuhren, um dann nach einem Reifenschaden und dem darauf folgenden Bruch der hinteren Aufhängung aufgeben zu müssen; die zurückgelegte Distanz hätte trotz drei fehlender Rennstunden noch für den dritten Rang gereicht.
Doch hier zeigen wir vor allem Chassis-Nummer 412041, ein 8C 2900B Lungo mit Aufbau von Touring aus dem Jahr 1939. Die Geschichte dieses Fahrzeugs ist unglaublich, in den 50er Jahren war das Chassis in Argentinien, die Karosserie zuerst in Brasilien und dann in Italien, der originale Motor ist verschwunden, doch es wurde in den USA ein anderes Exemplar entdeckt - und dann wurde das Puzzle über eine dreijährige Restauartionsarbeit wieder zusammengebracht. Ob da wirklich alles stimmt, ist nicht ganz klar, aber im Zweifel darf man in diesem Fall gerne für den Angeklagten sein. 2016 wurde das Fahrzeug auf jeden Fall für fast 20 Millionen Dollar versteigert.
Sicher eines der schönsten Automobile aller Zeiten: Alfa Romeo 8C 2900B Lungo - RM Sotheby's
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