Mazda 6e: Warum die kleinere Batterie die bessere Wahl für Langstreckenfahrer ist

Klaus Justen | 22.07.2025

Der Mazda 6e tritt mit stolzen Gardemassen und hochwertiger Innenausstattung in den Wettbewerb um die Gunst der Kunden: Auf eine Länge von 4.92 Meter streckt sich das neueste Modell in der Palette des japanischen Herstellers. Das ist nicht nur vom Format her obere Mittelklasse.

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Was das Thema Elektromobilität angeht, ist Mazda bislang eher verhalten unterwegs. Der Crossover MX-30 mit seiner kleinen Batterie ist mit allenfalls 200 Kilometer elektrischer Reichweite ein Auto für den Nahbereich. Langstreckenqualität gewinnt er nur durch den Range Extender, der Markentypisch ein Wankelmotor ist.

Ansonsten setzt man weiter stark auf Verbrenner: Für den CX-60 wurde eigens noch ein Sechszylinder-Diesel entwickelt, Markenbestseller CX-5 kommt neu mit einem 2.5-Liter-Mildhybrid-Benziner.

Jetzt aber setzt das Unternehmen aus Hiroshima eine erste elektrische Duftmarke: Der Nachfolger der Limousine Mazda 6 bekommt ein kleines e an die Typenbezeichnung angehängt und soll fortan als Mazda 6e Kunden begeistern, die eine grosse Limousine mit Qualitäten für längere Dienstreisen oder die Ferien mit der Familie suchen und dabei elektrisch fahren wollen.

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Endlich einmal kein SUV, möchte man beim Anblick des elegant gezeichneten Fliessheckmodells sagen. Einerseits sind Limousinen auf den meisten Märkten der Welt im Vergleich zu SUV weniger gefragt, andererseits ist die Konkurrenz auch nicht so gross. Auf Anhieb fallen einem BMW i4 und i5 oder das Tesla Model 3 ein.

In dieses Umfeld positionieren die Japaner ihren Mazda 6e. Und wenn man sich den Preis anschaut, zu dem der Mazda 6e angeboten wird – in der Schweiz kostet er ab 43'600 Franken –, dann schlägt er den deutschen Premiumhersteller schon einmal um Welten.

Für den Mazda 6e entwickelten die Designer die Desigphilophie Kodo weiter. Die niedrige Dachlinie und Silhouette eines Kurzheck-Coupés sollen für einen sportlichen Auftritt sorgen, dabei aber gleichzeitig die Alltagsqualitäten und die Funktionalität einer fünftürigen Limousine garantieren. Unter der Heckklappe öffnet sich ein Kofferraum mit familientauglichen 465 Litern Gepäckvolumen, die sich bei der Urlaubsreise zu zweit durch Klappen der Rücksitze auf rund 1100 Liter erweitern lässt.

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Zusätzlich findet im Frunk unter der vorderen Haube eine weitere grosse Reisetasche Platz – 72 Liter weisen die technischen Daten aus. Damit passt dort zum Beispiel auch eine grosse Kühlbox hinein. Markante Lichtsignatur, rahmenlose Türen und integrierte Griffe, ein elektrisch ausfahrbarer Spoiler – damit steht der Mazda 6e gut da.

Die Mixtur aus Praxisnutzen und hochwertiger Detailausführung setzt sich im Innenraum fort. Auch bei der Gestaltung des Innenraums spielt der Hersteller mit den Prinzipien japanischen Designs: «Ma», die Kraft des leeren Raums betont sachliche, klare Linien und minimalistische Ästethik.

Im Grundmodell Takumi sitzt man auf hochwertig verarbeiteten Kunstledersitzen, in der 1850 Franken teureren Ausstattung Takumi Plus ist es Nappaleder, das in Wildlederoptik verarbeitet ist. Angst vor einem feuchten Rücken durch das Kunstleder muss man nicht haben, die Sitzbelüftung ist serienmässig wie fast alles vom grossen Panoramadach bis zur elektrisch öffnenden Heckklappe oder dem Soundsystem mit 14 Lautsprechern.

Wer aus Optionen auswählen will, dem bleiben die Lackierungen und Leichtmetallräder oder er wählt eine Anhängerkupplung, denn der Mazda 6e darf immerhin 1500 Kilogramm ziehen. Kleiner Kritikpunkt: Auf den hinteren Sitzen geniesst man viel Beinfreiheit, aber die Sitzflächen geraten relativ kurz und es fällt auch schwer, die Füsse unter den Vordersitz zu schieben. Das könnte auf langer Strecke unbequem sein.

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Die wichtigsten Informationen bezieht der Fahrer vom 10.2 Zoll grossen Tacho oder dem Head-up-Display im XXL-Format (50 Zoll). Infotainment und Systemeinstellungen sind die Domäne des 14.6 Zoll grossen Tochscreens. Zur Menübedienung lässt sich soviel sagen: Wer schon mal in einem Tesla gesessen und die Menüpholosophie verstanden hat, geniesst im Mazda 6e Heimvorteil. Das gilt übrigens auch für Gangwahl und Einschalten des Tempomaten: Diese Funktionen werden über einen Lenkstockhebel rechts vom Lenkrad bedient.

Als Antrieb setzt Mazda auf einen Elektromotor an der Hinterachse, der je nach Batteriekonfiguration entweder 190 kW (258 PS) oder 180 kW (245 PS) leistet, das Drehmoment mit 320 Newtonmetern ist in beiden Fällen gleich, auch die Verbrauchswerte unterscheiden sich im Nachkommabereich.

Der grosse Unterschied ist die gewählte Batterie. Long Range nennt Maza das Modell mit der grösseren Batterie, es kostet ab 45‘350 Franken. Ein Lithium-Ionen-Akku mit NMC-Chemie (Nickel-Mangan-Cobalt) und 80 Kilowattstunden Kapazität liefert Strom und ist für 552 Kilometer nach WLTP gut. Dem gegenüber steht das Einstiegsmodell mit Lithium-Eisenphosphat-Batterie (LFP), die 68.8 Kilowattstunden Strom speichert und damit 479 Kilometer weit kommt.

Gut 70 Kilometer mehr Reichweite – ist das ein Argument für den Long Range? Klare Antwort: nein. Denn die Ladeleistung des Long Range fällt mit 95 kW sehr bescheiden aus, hier haben wohl Kostenargumente bei Batterie und Lader eine Rolle gespielt. 47 Minuten braucht der Long Range, um die Batterie wieder von 10 auf 80 Prozent zu füllen.

Beim Modell mit der kleineren Batterie ist dieser Ladevorgang in 24 Minuten erledigt. Das macht den Mazda 6e mit LFP-Batterie zum eindeutig besseren Langstreckenauto, denn in der Zeit für einen Ladestopp mit dem Long Range lässt sich der Mazda 6e mit der kleineren Batterie zweimal laden. Weniger ist manchmal doch mehr.

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Egal ob Autobahn oder kurviges, bergiges Terrain: Mit dem Mazda 6e ist man elektrotypisch unterwegs. Die 320 Newtonmeter, die auf die Hinterräder wirken, treiben die grosse Limousine ohne Verzögerung voran, das Fahrwerk ist in einem guten Kompromiss zwischen Sportlichkeit und Komfort abgestimmt. Die Lenkung könnte mehr Feedback geben – aber letztlich passt alles gut zusammen, der Mazda 6e ist ein Cruiser und kein Sportwagen.

Sparsam ist er obendrein: Nach einer fast 200 Kilometer langen Tour durchs bergische Land bei Köln und etlichen Kilometern auf der Autobahn, bei der sich sogar die Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h erreichen liess, lag der Verbrauch unterhalb des WLTP-Werts.

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Technische Daten

Mazda 6e 258 Takumi

Limousine, 4 Türen, 5 Plätze, selbsttragende Karosserie, MacPherson-Vorderachse, Mehrlenker-
Hinterachse, belüftete Scheibenbremsen vorne, Scheibenbremsen hinten, Reifen 245/45 R19 rundum

Länge 4.92 m, Breite 1.89 m, Höhe 1.49 m, Radstand 2.90 m

Kofferraum 676–1074 l, Frunk 72 l

Leergewicht 1962 kg, Gesamtgewicht 2387 kg, Anhängelast gebremst/ungebremst 1500/750 kg,
Dachlast 75 kg, Stützlast 75 kg, Wendekreis 11.2 m

Antrieb Wechselstrom-Synchronmotor hinten, Leistung 190 kW (258 PS), Drehmoment 320 Nm, Hinterradantrieb, Eingang-Reduktionsgetriebe

Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie, 68.8 kWh (brutto), 66.0 kWh (netto), 470 Volt, Ladeleistung (AC) 11 kW, 0–100 % (AC) in 7 h 36 min, Ladeleistung (DC) 166 kW, 10–80 % in 24 min
Fahrleistungen 0–100 km/h in 7.6 s, Höchstgeschwindigkeit 175 km/h, Verbrauch 16.6 kWh/100 km (WLTP), Energieeffizienz B, Reichweite 479 km (WLTP)

Preis und Garantie: Mazda 6e Takumi ab 43'600 Franken, Long Range ab 45' 350 Franken,
Werksgarantie 6 Jahre/150'000 km

Fotos: Mazda

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