Ein Auto «für die Fans» beschreibt in der Regel folgendes: Viel Fahrspass, wenig Nonsens und schmale Gewinnaussichten, weil gebaut für eine kleine Zielgruppe. Im Gegensatz zu Audi und Mercedes hält BMW an solchen Autos fest und bietet seine sportlichsten Modelle mit einer klassischen Handschaltung an. Darunter auch den Z4 M40i, wobei diesem noch einmal eine Sonderrolle zukommt. Erstens ist er unabhängig von der Motorisierung und abgesehen von Porsche der einzige zweisitzige Roadster eines deutschen Grossserienherstellers. Und zweitens hat BMW die Kombination Sechszylinder und Handschaltung erst sechs Jahre nach Marktstart nachgeschoben. In den USA hat das zu einem massiven Anstieg der Verkaufszahlen geführt. In der Schweiz zwar nicht, die Z4-Verkäufe sanken 2024 um etwa 30 auf 121 Exemplare. Trotzdem war das ein guter Schritt.
BMW Z4 M40i – Zum Glück mit Handschaltung
Moritz Doka | 12.02.2025
Der BMW Z4 ist nicht nur einer der letzten Vertreter seiner Art. Es gibt den Roadster auch noch mit Handschaltung. Ein teures, nicht perfektes, aber wunderbar fesselndes Vergnügen.
Design mit schwarzer Schminke
Sein Alter sieht man dem Z4 nicht an. Die klassischen Sportwagenproportionen und das Design übernimmt der Handschalter vom normalen M40i mit M-Paket. Die abgeänderte Luftführung in der Frontschürze erkennen nur Profis. Dem Handschalter vorbehalten ist eine mattgrüne Lackierung, die unser Testwagen aber nicht hatte. Unabhängig von der Farbwahl ist die Shadow Line mit glanzschwarzen Akzenten immer an Bord.
Schon spannender, weil fahrdynamisch relevant, sind zwei weitere Anpassungen. Erstmals beim Z4 gibt es nämlich Mischbereifung mit 255er Reifen an der Vorder- und 275er Reifen an der Hinterachse in 19 Zoll rundum. Dahinter versteckt sich die sonst aufpreispflichtige Sportbremsanlage mit roten Sätteln, die man auch in blau bestellen kann.
Handschaltung hilft beim Feeling
Damit steigen wir auch schon ins Fahren-Kapitel ein, darum geht es hier schliesslich. Grundsätzlich geizte der Z4 ja noch nie mit Feeling. Man zieht ihn an wie einen Handschuh, die kurze Fronscheibe und das knapp geschnittene Dach verstärken das Gefühl intimer Verbundenheit mit dem Auto. Auch der Turbo-Reihensechszylinder ist ein alter Bekannter. Satt und mit viel Schmelz in der Stimme geht der Dreiliter zu Werke, gefällt mit unheimlicher Laufruhe.
Das Manuelle Getriebe bringt den Charakter des Motors nun noch viel besser zur Geltung. Der Hebel lässt sich nicht ganz so exakt durch die Gassen führen wie auch schon bei BMW, aber das Schaltgefühl ist top. Viel häufiger als nötig schaltet man zwei, drei Gänge herunter, um dieses Gedicht von einem Motor auszudrehen und seiner unaufdringlichen, schönen Stimme zu lauschen. Die Bühne für den Sechszylinder war im Z4 immer da. Die Handschaltung reicht ihm nun die Hand, um sie auch zu betreten.
Mehr Fokus auf Sportlichkeit
Zusammen mit dem manuellen Getriebe hielten auch Zusatzfedern am Fahrwerk, Anpassungen der elektronischen Dämpferregelung, eine andere Lenksoftware und eine neue Regellogik der Traktionskontrolle Einzug. In Summe kitzelt das noch einmal mehr Dynamik aus dem Z4-Chassis. Wo der Z4 bisher sowohl Autobahn als auch Landstrasse konnte, verschiebt sich der Fokus nun aufs Kurvige. Im weicheren Komfortmodus lässt sich mit dem gut ausbalancierten Fahrwerk wunderbar spielen und mit eindrehendem Heck um Kurven schwingen. Mit aktivierter Sport Traction Control gelingen auch Piloten ohne Rennlizenz – und auf abgesperrter Strecke – schöne Drifts. Ein Fahrspassbringer fürs Wochenende. Da stört es nicht, dass beim Handschalter der adaptive Tempomat nicht bestellt werden kann.
Autobahnfahrten kann der manuelle Z4 immer noch. Dank des hohen Drehmoments lässt sich der Roadster schaltfaul fahren. Bei höheren Tempi wird die Lenkung allerdings sehr nervös, das ist bei der Automatikversion nicht der Fall. Bei Ausflügen auf die deutsche Autobahn ist also eine Extraportion Vorsicht nötig.
Nachteile? Kaum
Der Handschalter bringt ein paar Einschränkungen mit. Zum einen gestaltet sich das Schalten sehr mühsam, wenn Flaschen den Getränkehalter im Mitteltunnel besetzen. Zum anderen ist der angegebene Verbrauch von 8.7 l/100 km eher Wunschdenken. Beides kaum der Rede wert bei einem Zweit- oder Drittwagen, aber man muss es erwähnen.
Schon eher irritiert das Knarzen im Bereich des Dachholmes beim Überfahren von Bodenwellen. Das Cockpit ist ansonsten aber perfekt verarbeitet, die Materialqualität ohne Fehl und Tadel. Die cognacfarbenen Lederbezüge sind dem Handschalter vorbehalten.
Preis und Alternativen
Wer sich für den Z4 M40i mit Handschaltung interessiert, muss einiges an Budget einplanen. Zu den 85'700 Franken der Automatikversion kommen noch einmal 5990 Franken für das Pure-Impulse-Paket, das die Handschaltung erst beinhaltet. Für die Lenkradheizung, das Head-up-Display und andere Dinge muss man extra bezahlen. So kostet unser Testwagen 99'570 Franken, durch die mittlerweile erhöhten Preise läge er bereits im sechsstelligen Bereich. Dafür gibt es auch einen X5 oder einen prall ausgestatteten 5er. Immerhin sind drei Jahre/100'000 km Garantie sowie zehn Jahre/100'000 km gratis Service im Preis inbegriffen.
Alternativen für alle, die es noch sportlicher und exotischer mögen, wären der Toyota Supra oder der Nissan Z. Das Schwestermodell des BMW Z4 mit geschlossenem Dach gibt es mit der gleichen Antriebskombination bereits ab 64'900 Franken. Der Nissan Z ist über den Importeursweg mittlerweile offiziell in der Schweiz erhältlich, liegt in der gleichen Preisregion und leistet über 400 PS.
Aber wir sind hier beim Z4, und der ist mit der Handschaltung zur Perfektion für Puristen gereift. Ein Auto für BMW-Fans und solche, die es werden wollen.
Technische Daten BMW Z4 M40i Pure Impulse
Karosserie | ||
Fahrzeugsegment | S Sportwagen | |
Länge | 4324 mm | |
Breite | 1864 mm | |
Höhe | 1303 mm | |
Radstand | 2470 mm | |
Sitzplätze | 2 | |
Leergewicht (mit Fahrer) | 1625 kg | |
Gesamtgewicht | 1860 kg | |
Zuladung | 310 kg | |
Kofferraum | 281 l | |
Reifengrösse v, h | 255/35 ZR19, 275/35 ZR19 | |
Anhängelast gebremst | 0 kg | |
Bodenfreiheit | 144 mm | |
Antrieb | ||
Motor Bauart | Ottomotor | |
Zylinder | R6 | |
Hubraum | 2998 ccm | |
Motorkonstruktion | 4 Ventile/Zylinder, DOHC, Direkteinspritzer | |
Aufladung | Turbo | |
Bohrung x Hub | 82x94.6 mm | |
Verdichtung | 11.0:1 | |
Antrieb | RWD | |
Getriebe | MT 6 | |
Leistung | 250 kW/340 PS | |
– bei Drehzahl | 5000 U/min | |
Max. Drehmoment | 500 Nm | |
– bei Drehzahl | 1600–5000 U/min | |
Fahrleistungen und Verbrauch | ||
0-100 km/h | 4.6 s | |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h | |
Tankinhalt | 52 l | |
Verbrauch 100 km | 8.7 l | |
Testverbrauch 100 km | 9.8 l | |
CO2-Emission | 195–197 g/km | |
Preis | ||
Grundpreis | 91'690 Franken | |
Testwagenpreis | 99'570 Franken (Oktober 2024) |
Bildergalerie BMW Z4 M40i Pure Impulse
Bilder: Leon Elmazov/Automobil Revue, BMW
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