Cupra Leon VZ eHybrid: Nicht sehr sportlich, aber …

Moritz Doka | 04.02.2025

Das umfassende Facelift verleiht dem Cupra Leon mehr Eigenständigkeit und einen neuen Plug-in-Hybrid-Antrieb. Dieser hadert etwas mit dem Thema Sportlichkeit, ist aber trotzdem eine gute Wahl.

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Der Cupra Leon kam 2020 auf den Markt und war eines der ersten Modelle der noch jungen spanischen Marke. Damals war er dem Seat Leon noch sehr ähnlich. Nach einem umfassenden Facelift hat Cupra seinem Kompakten nun ein eigenes Gesicht verpasst und auch sonst einiges umgekrempelt, vom Infotainment über die Antriebe. Besonders spannend ist der neue Plug-in-Hybrid mit über 100 Kilometern elektrischer Reichweite, den wir als VZ zum Test gebeten haben.

Haifisch-Optik

Während der Seat Leon nur technisch aufgefrischt wurde, bekam der Cupra Leon ein völlig neues Frontdesign. Es besticht durch schmale Scheinwerfer mit neuer Tagfahrlichtgrafik, einer gefrässig aufgerissenen Schürze und einer scharfen Kante unterhalb des Logos. Das Design hat etwas von einem Haifisch und steht dem Kompakten sehr gut. Die Matrix-LED-Leuchten dürften aber noch ein Update bekommen. Ihr Fernlicht leuchtete im Test den Gegenverkehr nicht zuverlässig aus und provozierte häufiger einmal Lichthupen.

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Auch heckseitig gab es eine neue Leuchtengrafik mit illuminiertem Cupra-Logo in der Mitte. Das ganze Auto zieren kupferfarbene Akzente, der Hausfarbe von Cupra.

Gut gemachtes Cockpit

Den Innenraum hat Cupra mit einem neuen Infotainmentbildschirm aufgehübscht. Dieser misst nun 12.9 Zoll und liefert eine deutlich verbesserte Nutzererfahrung als das bisherige System. Es ist recht logisch aufgebaut, reaktionsschnell und hoch aufgelöst, der Touchslider unterhalb des Screens ist nun endlich beleuchtet. Ganz perfekt ist das System immer noch nicht, denn durch die Farbgebung ist es weniger gut ablesbar als bei anderen Konzernmarken. Mehr Kontrast und ein etwas anderes Menüdesign würden helfen. Dafür gibt es nach wie vor echte Knöpfe statt Touchflächen am Lenkrad. Insgesamt ist die Bedienung ein echter Fortschritt.

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Die Materialauswahl ist für diese Klasse in Ordnung, die Verarbeitung tip top. Ein paar Dinge sind aus Kunststoff, die es nicht hätten sein müssen, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Wirklich ausgezeichnet sind die neuen Integralsportsitze von Sabelt. Sie sind enorm bequem und stützen hervorragend. Zudem waren sie im Testwagen zur Abwechslung mit hochwertigem Stoff bezogen, was wir irgendwie als angenehmer empfinden als Leder oder Kunstleder.

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Auch über die Sitze hinaus gibt es sportliche Zutaten. Zum Beispiel der fette ESP-Off-Knopf im Mitteltunnel sowie die die Start- und Fahrmodus-Tasten am Lenkrad. Die dunkle Ausstattung mit kupferfarbenen Akzenten trägt zum sportlichen Ambiente bei.

Mini-Verbräuche sind möglich

Die grösste Neuerung bei den Antrieben ist der Plug-in-Hybrid. Seine 19.7 kWh Akkukapazität haben uns im Test rund 110 Kilometer Reichweite beschert, im reinen Stadtbetrieb dürften es noch mehr sein. Weil man den Akku mit 50 kW bei Gleichstrom aufladen kann, kann man auch auf der Autobahnraststätte beim Zwischenstopp mal eben Strom laden. Und beim Einkaufen ist der Akku so ebenfalls flugs wieder gefüllt. Man macht es sich schnell zur Herausforderung, so oft wie möglich elektrisch zu fahren. Zumal der Vortrieb auch ohne Verbrenner sehr ordentlich ist. Geht der kleine Vierzylinder dann doch mal an, geschieht das praktisch geräuschlos und sanft.

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Häufiges Laden gehört beim eHybrid dazu.

Über die Teststrecke von etwas über 1300 Kilometern haben wir nur 29.35 Liter Benzin und 216.71 kWh Strom verbraucht. Im Schnitt bedeutet das 16.4 kWh/100 km und 2.2 l/100 km – beides hervorragende Werte, die aber nur mit geflissentlichem Aufladen erreichbar sind. Lädt man den Akku nicht, schnellt der Spritverbrauch je nach Fahrweise auf sieben Liter und mehr auf 100 Kilometer.

Er fährt nur bedingt sportlich

Nun möchte Cupra seine Autos sportlich positioniert haben, und in dieser Hinsicht fehlt dem Antrieb das gewisse Etwas. Das liegt nicht am Punch. Beide Aggregate zusammen haben viel Druck, und wenn genug Saft in der Batterie ist, dann boostet der E-Motor bei Leistungsabruf kräftig mit. Auch die Doppelkupplung schaltet flott. Aber der Benziner dreht etwas unwillig hoch, und die Gasannahme dürfte feiner sein. Beim Losfahren drehen die Vorderräder auch bei Halbgas häufig durch, ehe die Schlupfregelung eingreift.

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Geradeaus geht der VZ eHybrid super, in Kurven ist er nur bedingt sportlich.

Überhaupt hätte der Cupra Leon PHEV Allradantrieb verdient. Ist die Strasse nicht staubtrocken, drehen die Räder am Kurvenausgang gerne durch. So wird oft Leistung zurückgenommen, was dem Fahrspass nicht zuträglich ist. Eine mechanische Sperre oder eben Allradantrieb wären wünschenswert.

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Das Fahrwerk ist gut abgestimmt, aber laut.

Die sportlichen Grundzutaten wären nämlich da. Das adaptive Fahrwerk bietet eine gute Spreizung zwischen Komfort und Sportlichkeit. Man fühlt sich allzeit gut mit der Strasse verbunden, nur das laute Rumpeln im Innenraum stört beim Überfahren gröberer Bodenunebenheiten. Auch die Lenkung ist präzise, direkt und mit guten Rückstellkräften gesegnet. Die Bremse verzögert satt, der Übergang zwischen Rekuperation und Reibbremse ist aber recht diffus. An der Ampel kommt man schon mal mit einem Ruck zum Stehen, weil plötzlich die Reibbremse greift. Das wird bei den reinen Verbrennern anders sein.

Preis- und Anspruchsfrage

Wer es also ernst meint mit der Sportlichkeit, kann zum Zweiliter-Benziner mit 300 PS greifen und hat einen richtig fähigen Hot Hatch. Der ist mit 50'850 Franken auch noch günstiger als der VZ eHybrid. Wer die PHEV-Technik möchte, aber nicht so viel Leistung braucht, wird bereits mit der 204-PS-Version glücklich. Diese startet rund 7500 Franken unterhalb des VZ, den es ab 55'250 Franken gibt. Der Testwagen steht mit 63'926 Franken in der Preisliste. Oder man schlägt vollends den Vernunftsweg ein und bestellt sich die eHybrid-Technik im Seat Leon. So oder so ist der neue Plug-in-Hybrid eine gute Wahl für alle, die so viel wie möglich elektrisch fahren, aber noch eine Restsicherheit in Sachen Reichweite wollen. Es kommt nur darauf an, was man haben und ausgeben möchte. Und eine Wallbox muss man natürlich haben.

Technische Daten Cupra Leon VZ eHybrid

Karosserie
Fahrzeugsegment C Kompaktwagen
Länge 4399 mm
Breite 1799 mm
Höhe 1467 mm
Radstand 2681 mm
Sitzplätze 5
Leergewicht (mit Fahrer) 1741 kg
Gesamtgewicht 2140 kg
Kofferraum 270 l – 1191 l
Reifengrösse 235/35 R19
Anhängelast gebremst 0 kg
Bodenfreiheit 120 mm
Antrieb
Motor Bauart Ottomotor
Zylinder R4
Hubraum 1498 ccm
Motorkonstruktion 4 Ventile/Zylinder, DOHC, Direkteinspritzer
Aufladung Turbo
Bohrung x Hub 74.5x85.9 mm
Antrieb FWD
Getriebe DCT6
Leistung 130 kW/177 PS
– bei Drehzahl 5500 U/min
Max. Drehmoment 250 Nm
– bei Drehzahl 1500 U/min
Elektromotor Permanenterregte Synchronmaschine
Leistung 85 kW/116 PS
Drehmoment 330 Nm
Systemleistung 200 kW/272 PS
Systemdrehmoment 400 Nm
Batteriekapazität 25.8 kWh (brutto)/19.7 kWh (netto)
Batteriechemie Lithium-Ionen
Ladeleistung DC 50 kW
Ladezeit DC 10-80 Prozent 26 min
Ladeleistung AC 11 kW
Ladezeit AC 0–100 Prozent 150 min
Fahrleistungen und Verbrauch
0-100 km/h 7.1 s
Höchstgeschwindigkeit 229 km/h
– elektrisch 130 km/h
Elektrische Reichweite (WLTP) 125 km
Elektrische Reichweite (Test) ca. 110 km
Tankinhalt 40 l
Verbrauch 100 km (WLTP) 0.4 l, 16.7 kWh (5.4 l mit leerer Batterie)
Verbrauch 100 km (Test) 2.2 l, 16.4 kWh (7.2 l mit leerer Batterie)
CO2-Emission 10 g/km
Preis
Grundpreis 55'250 Franken
Testwagenpreis 63'926 Franken


Stichtag Preisangaben: 04. Februar 2025, Herstellerangaben, Verbrauchswerte und Emissionen nach WLTP


Bilder: Leon Elmazov, Automobil Revue

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