Porsche Macan Turbo: Hoher Preis, echter Porsche

Moritz Doka | 06.10.2025

Fast 155'000 Franken kostet der Porsche Macan Turbo in Testkonfiguration. Ein Heidengeld für ein mittelgrosses SUV. Dafür bekommt man aber auch einen potenten Sportwagen, der nicht zuletzt an der Ladesäule performt.

Porsche Macan Turbo 2025 AR Test Front

Ja, Porsche bietet den Macan nur noch elektrisch an. Und ja, es gibt Anzeichen, dass das Modell in Zukunft doch wieder mit Verbrenner angeboten werden könnte, vermutlich als Plattformbruder des neuen Audi Q5. Wir wollen an dieser Stelle aber nicht das Für und Wider der Antriebsart abwägen, sondern den neuen Porsche Macan als das testen, was er in seiner zweiten Generation nun mal ist: ein mittelgrosses Elektro-SUV.

Beeindruckende Zahlen

Porsche bietet den Macan in vier Antriebsvarianten an: mit Hinterradantrieb, mit Allradantrieb in zwei Leistungsstufen (Macan 4 und Macan 4S) und als Macan Turbo. Das Topmodell trat bei uns zum Test an. Zwei permanenterregte Synchronmaschinen leisten zusammen 470 kW (639 PS) und absurde 1130 Nm Drehmoment. Damit beschleunigt der 2.4 Tonnen schwere Allradler in 3.3 Sekunden von 0 auf 100 km/h, bei 260 km/h ist er abgeregelt.

Porsche Macan Turbo 2025 Logo

Die Premium Platform Electric (PPE), die auch der Audi Q6 e-tron nutzt, verfügt über 800-Volt-Technik und kann den 100-kWh-Akku (95 kWh netto) bei Gleichstrom auf dem Papier mit bis zu 270 kW laden. Ob er das schafft, werden wir gleich noch testen. Bei Wechselstrom sind 11 kW möglich, eine 22-kW-Option wird nicht angeboten.

Design? Geschmackssache

Zunächst ein paar Worte zum Design. Das ist ja bekanntlich immer Geschmackssache. Was sich festhalten lässt: So allgemeinverträglich wie sein Vorgänger ist Macan Nummer zwei nicht mehr. Es könnte objektiv mit «progressiv» umschrieben werden. Subjektive Meinung des Autors: Wie ein Taycan, der Horizontal aufgeschnitten und bei dem dann ein Stück eingesetzt wurde. Die Gestaltung fügt sich aber generell gut ein in die aktuelle Designlinie der Zuffenhausener.

Bildschirme und Knöpfe geben sich die Hand

Zukunftsorientiert ist neben dem Antrieb auch das Cockpit des Macan. Gleich drei Bildschirme verteilen sich über das Armaturenbrett. Das Konzept von Beifahrerbildschirmen werden wir vermutlich nie verstehen. Beschäftigen die sich nicht ohnehin mit ihrem Smartphone? Das separate Bedienfeld für die Klimabedienung mit seiner Kombination aus Touchflächen und Kippschaltern ist dagegen die nächstsinnvollere Lösung nach klassischen Knöpfen. So hat man alle Funktionen direkt im Blick und muss nicht in Untermenüs des Infotainmentsystems kramen. Dieses ist logisch aufgebaut, hochauflösend und reaktionsschnell – wenn es denn funktioniert. Im Test dauerte es beim Fahrzeugstart mehrmals einige Minuten, bis das System hochgefahren war. Positiv hervorzuheben ist die Tiefenintegration des Smartphones ins System. So kann etwa auch das umfangreich konfigurierbare Digitalcockpit die Karte der Smartphonenavigation darstellen.

Porsche Macan Turbo 2025 Cockpit

Es wird nicht alles über Bildschirme gesteuert. So gibt es neben dem Klimabedienfeld noch einen Lautstärkedrehregler, Lenkradtasten und mechanische Verstellhebel für die Luftausströmer. Da ist Porsche von der umständlichen Lösung der elektromechanischen Verstellung via Touchscreen wie im Taycan abgekehrt. Vermutlich auch, weil die PPE-Basis eine solche nicht hergibt.

Porsche Macan Turbo 2025 Bedienung

Nicht das Geringste zu meckern gibt es bei der Qualität. Sowohl die Verarbeitung als auch die Materialien genügen höchsten Ansprüchen. Es gibt viel Leder und Mikrofaser, zudem fühlen sich auch die wenigen verbauten Kunststoffe wertig an. Zudem hat sich Porsche eine Kritik zu Herzen genommen: Glanzschwarze Flächen, die schnell zerkratzen, finden sich nur dort, wo man nicht ständig hinfasst.

Porsche Macan Turbo 2025 Innenraum

Das Platzangebot des Porsche Macan ist solider Durchschnitt. Vorne ist die Sitzposition sportlich tief, so wie man es sich von einem Porsche auch in dieser Klasse wünscht. Auf der Rückbank geht das Platzangebot auch für Erwachsene in Ordnung, das Raumgefühl ist durch die kleinen Fensterflächen und das abfallende Dach aber etwas eingeengt. Die Rückscheibe ist derart klein, dass man nach hinten raus kaum etwas sieht. Hier wäre ein digitaler Innenspiegel nützlich – oder eine grössere Heckscheibe.

Fährt wie ein Porsche soll

Einen Porsche kauft man sich aber nicht wegen der Rundumsicht, sondern wegen des dynamischen Potenzials und des Fahrgefühls. Beides ist beim Macan auf den Punkt. Man fragt sich immer wieder, wie Porsche das hinbekommt, und wir haben leider noch immer keine Antwort darauf. Es ist eine Mischung aus vielen Komponenten und beginnt bei der bereits angesprochenen Sitzposition, die deutlich sportlicher ist als beim Plattformbruder Audi Q6 e-tron. Schon alltägliche Fahrten werden ein Stück besonderer, weil sowohl die Pedaldruckpunkte als auch die direkte und schön rückmeldende Lenkung viel Gefühl und Kontrolle vermitteln. Das Fahrwerk ist straff, aber gut ausbalanciert und nie unbequem oder stössig.

Porsche Macan Turbo 2025 AR Test Heck

Lässt man es flotter angehen, kommt einem der tiefe Schwerpunkt durch die Batterie im Unterboden zugute. Die Allradlenkung schabt gefühlt noch ein paar Kilos von den Rippen und erlaubt Kurvengeschwindigkeiten, die viel höher sind als das, was man legal auf öffentlicher Strasse ausnutzen könnte. Mit jedem Dreh am Lenkrad-Fahrmodusschalter von Normal über Sport bis Sport Plus reagiert der Macan direkter, wird wacher und gibt schrittweise mehr Power frei. Vollgas ist ein ganz schön heftiges Erlebnis, zumal der Allradantrieb Leistungsforderungen schlupffrei nachkommt. Es ist kein Fahrspass im klassischen Sinn, denn Emotionen kommen kaum auf. Es gibt keine gefakten Schaltvorgänge oder imitierte Motorengeräusche, wie das zum Beispiel ein Hyundai Ioniq 5 N bietet. Aber wem es in dieser Fahrzeugkategorie auf ein gutes Fahrgefühl ankommt, der kommt am Porsche Macan kaum vorbei.

Porsche Macan Turbo 2025 Test

Das Beeindruckende: Diese Involviertheit, dieses dynamische Gefühl wird einem schon im Normalmodus geboten, ohne den Komfort zu kurz kommen zu lassen. Bis auf etwas lautere Reifenabrollgeräusche ist von draussen kaum etwas zu vernehmen. Längere Autobahnetappen werden durch die zuverlässig und feinfühlig agierenden Fahrassistenten wie Spurhalteassistent und Abstandstempomat erträglicher – wenn sie denn funktionieren. Im Test trat zweimal eine Störungsmeldung auf mit der Aufforderung, sofort die Kontrolle zu übernehmen.

Beeindruckende Ladeperformance

Power liefert der Porsche Macan auch an der Ladesäule. Im Test haben wir die angegebenen 21 Minuten von 10 auf 80 Prozent nur um wenige Minuten überboten. Kurz nach dem Einstecken stieg die Ladeleistung auf 260 kW, bei 50 Prozent lud der Macan dann immerhin noch mit 170 kW. Das Navigationssystem integriert bei der Routenberechnung Ladestopps automatisch und zeigt Informationen zu den Ladesäulen, zur Ladedauer und mehr an. Praktisch sind die zwei Ladeanschlüsse auf beiden Fahrzeugseiten, weniger die optional motorisierten Klappen. Sie zu öffnen und zu schliessen ist fummelig, dieses Geld kann man sich sparen.

Günstig ist der Macan nicht

Auch beim Preis ist der Macan ein echter Porsche. Mittlerweile wurden die Preise sogar leicht erhöht. Das Basismodell mit 360 PS gibt es jetzt ab 91’900 Franken. Der Macan 4 (408 PS) kostet ab 96'100 Franken, der Macan 4 S (516 PS) ab 102'700 Franken, der Turbo ab 132'100 Franken. Der Testwagen schlug mit 154'470 Franken zu Buche, denn auch Extras lässt sich Porsche fürstlich bezahlen. Immerhin sind in der Schweiz vier Jahre Garantie inbegriffen. Immer noch enorm viel Geld für ein SUV, das von der Grösse her zur oberen Mittelklasse zählt. Aber man bezahlt eben auch fürs Fahrgefühl – und das ist echt Porsche.

Technische Daten Porsche Macan Turbo

Karosserie
Fahrzeugsegment D Oberklasse
Länge 4784 mm
Breite 1938 mm
Höhe 1621 mm
Radstand 2893 mm
Sitzplätze 5
Leergewicht (mit Fahrer) 2405 kg
Gesamtgewicht 2950 kg
Kofferraum vorne 84 l
Kofferraum hinten 480 l – 1288 l
Reifengrösse 235/55 R20
Anhängelast gebremst 2500 kg
Stützlast 100 kg
Dachlast 75 kg
Bodenfreiheit 224 mm
Böschungswinkel vorne/hinten 12.6/20.6 Grad
Rampenwinkel 18 Grad
Wattiefe 300 mm
Antrieb
Motor hinten Permanenterregter Synchronmotor
Motor vorne Permanenterregter Synchronmotor
Antrieb AWD
Getriebe 1 Gang
Systemleistung 470 kW (639 PS)
Systemdrehmoment 1130 Nm
Systemspannung 800 V
Batteriekapazität 95 kWh (netto)
Batteriechemie Lithium-Ionen Nickel-Mangan-Cobalt
Ladeleistung DC 270 kW
Ladezeit DC 10-80 Prozent 21 min
Ladeleistung AC 11 kW
Ladezeit AC 0–100 Prozent 10 h
Fahrleistungen und Verbrauch
0-100 km/h 3.3 s
Höchstgeschwindigkeit 260 km/h
Verbrauch 100 km (WLTP) 21.7 kWh
Reichweite (WLTP) 590 km
Testverbrauch 438 km
Preis
Grundpreis Macan 91'900 Franken
Macan Turbo 132'100 Franken
Testwagenpreis 154'470 Franken

Bildergalerie Porsche Macan Turbo

Bilder: Monika Hanczyc/Automobil Revue

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