BMW 330i Touring E46: Deshalb ist er so gut

Moritz Doka | 23.09.2025

In Sachen Qualität und Entwicklungsgüte hatte BMW Ende der 1990er-Jahre einen Lauf. 7er, 5er und 3er aus jener Zeit zählen noch heute zum Besten, was BMW hervorbrachte. Aber warum? Ein 330i Touring liefert Antworten.

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Verrückt, wie die Zeit vergeht. Instinktiv ordnet man den 3er der Baureihe E46 als gängigen Gebrauchten ein, bis man merkt: Das Auto wird demnächst 30. Ja, die ersten E46 können ab 2028 als Veteran eingelöst werden. Trotzdem sieht man sie noch häufig auf der Strasse, als Touring, Cabrio oder Limousine, genutzt als Alltags- oder bezahlbares Genussauto. Dass der M3 E46 ein Klassiker ist, müssen wir an dieser Stelle nicht mehr weiter ausführen. Doch auch die weniger potenten E46 waren – und sind noch immer – richtig gut. Aber warum eigentlich? Spurensuche in vier Kapiteln anhand eines 330i Touring, stehend und fahrend.

Historie zum BMW 3er E46

Bevor wir uns der Spurensuche widmen, ein kurzer Überblick. Der BMW 3er E46 Touring kam ein Jahr nach der Limousine auf den Markt und wurde zwischen 1999 und 2006 über 400’000-mal gebaut. Davon entfielen 11'396 Exemplare auf den 330i. Das Topmodell unterhalb des M3 löste ab 2000 den 328i an der Spitze der Modellpalette ab. Sein M54B30-Motor, ein Dreiliter-Reihensechszylinder mit variabler Nockenwellenverstellung an der Ein- und Auslassseite (Doppel-Vanos) leistete 170 kW (231 PS) bei 5900 U/min und 300 Nm bei 3500 U/min. Damit beschleunigte der 330i Touring in 6.7 Sekunden von 0 auf 100 km/h

Design

Es liegt vor allem an der Optik, dass man dem E46 sein Alter nicht ansieht. Das Design ist einfach zeitlos, die klassischen BMW-Insignien Nierengrill, Doppelscheinwerfer und Hofmeisterknick fügen sich elegant ins Gesamtbild ein. Unaufdringlich ist das Stichwort, vor allem ohne das optionale M-Paket geht dem E46 jegliche übertriebene Sportlichkeit ab, mit den leicht ausgestellten Kotflügeln wirkt der Mittelklässler dennoch nicht zu zierlich. Kühlluftöffnungen? Nicht grösser als nötig. Feine Linien statt prägnanter Falze, falls überhaupt.

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Die Sechszylindermodelle kennzeichnet ein dünnes Paar Auspuffrohre. Klar, die Technik verrät es dem Kenner: Halogen- oder Xenonlampen, gelbe Blinkergläser, Antennenstummel. Trotzdem wirkt der E46 noch heute modern, ganz im Gegensatz zu seinem Nachfolger E90. Dasselbe gilt auch für den 5er E39 und den 7er E39 respektive deren Nachfolger.

Qualität

Der Vorgänger E36 war bereits ein Schritt in die richtige Richtung, der E46 hat den Qualitätsanspruch perfektioniert. Auch hier fiel der E90 dann wieder ab. Es beginnt bei den Materialien. Egal ob man Stoff- oder Lederbezüge bestellte, man bekam beste Qualität. Auch der Rest, von den Kunststoffen über die unterschäumten Oberflächen bis hin zu den Zierleisten, war piekfein. Die Türen fallen mit einem Schmatzen ins Schloss, die Knöpfe drücken sich satt, die Drehregler rasten spürbar. Die letzten beiden Punkte gehen bei modernen Autos mit Touch- und Bildschirmbedienung immer mehr verloren.

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Mit dem Alter offenbarten sich ein paar Schwachstellen wie schnell abwetzende Sitzwangen oder klebrig werdende Softtouchoberflächen. Die sind in unserem noch fast fabrikneuen Testwagen der BMW-Klassiksammlung aber noch wie neu und zeigen: Frisch ab Band war Softlack eine gute Sache.

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Auch das Design des Cockpits hat einen Anteil am Wertigkeitsgefühl: Klare Gliederung, zum Fahrer hin geneigtes Armaturenbrett. Egal, ob man sich einen 3er oder einen 7er kaufte, man bekam Premiumqualität. Unterschiede? Gab es bei den Abmessungen und der verfügbaren Ausstattung, nicht aber bei der Machart. Das ist heute anders.

Ausstattung

Wobei die bestellbare Ausstattung auch im 3er kaum Wünsche offenliess, wie dieser 330i Touring E46 von 2001 zeigt. Da wären: Infotainment mit Navigation und TV-Funktion, Bordcomputer, Autotelefon, Einparkhilfe, Harman-Kardon-Soundanlage, Xenonscheinwerfer, Holzapplikationen, Schiebedach, und so weiter. Klar, auch heute lässt sich ein 3er-BMW mit allem ausrüsten, was gut und teuer ist. Aber man wird das Gefühl nicht los, dass beim E46 mehr ging als zuvor und danach.

Fahren

Mit einem E46 kann man heute günstig einen feinen Reihensechszylinder fahren. Ab dem 320i hatten alle Motoren sechs Töpfe, also die Mehrheit des Angebots. Das Topmodell 330i – abgesehen vom M3 – leistete 170 kW (231 PS) und 300 Nm Drehmoment. Fast schon mager für heutige Verhältnisse, dank vergleichsweise geringem Leergewicht von 1575 Kilogramm aber dennoch für flotte Fahrleistungen gut.

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Wie so oft bei Old- und Youngtimern geht es aber nicht um das Was, sondern um das Wie. Laufkultur und Drehfreude des Saugers sind einfach unschlagbar. Es scheint, als wolle der Dreiliter von selbst hochdrehen. Seidig, rauchig und kraftvoll, aber nie aufdringlich oder laut. Viel später als eigentlich nötig legt man am etwas knorpelig, aber exakt rastenden Schalthebel des Sechsganggetriebes den nächsten Gang ein.

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Allradantrieb hätte es ebenfalls noch gegeben, doch hier gelangt die Kraft noch BMW-typisch auf die Hinterräder. Mangels M-Paket ist das Fahrwerk dieses 330i eher weich und das Ganze nicht so exakt, wie man es von einem BMW vielleicht erwarten würde. Aber heute wird der Reihensechser im 3er – zum Glück hält BMW beim M340 und M3/M4 noch an ihm fest – mit Sportlichkeit gleichgesetzt. Damals bedeuteten mehr Zylinder aber auch mehr Prestige, mehr Laufruhe und deshalb mehr Komfort. Vielleicht wäre in diesem Fall deshalb – Sakrileg! – die Automatik fast die bessere Getriebewahl.

Noch immer eine Bank

Das Schöne: auch heute noch verkörpert der BMW 3er klassische BMW-Tugenden. Mit seinem relativ klassischen Design, verfügbarer Handschaltung und einem Innenraum, der noch ein gesundes Mass an Knöpfen bereithält – vielleicht als letzter BMW, neben dem Z4 wie manche angesichts der aktuellen Designsprache und der neuesten Cockpitarchitektur argumentieren würden. Unsere Meinung: Besser als beim E46 gelang das BMW aber weder vor noch nach ihm.

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Technische Daten BMW 330i Touring E46 (2001)

Karosserie
Fahrzeugsegment C Kombi
Länge 4478 mm
Breite 1739 mm
Höhe 1409 mm
Radstand 2725 mm
Sitzplätze 5
Leergewicht (mit Fahrer) 1575 kg
Gesamtgewicht 2000 kg
Kofferraum 440–1385 l
Reifengrösse 205/50 R17
Anhängelast gebremst 1700 kg
Antrieb
Motor Bauart Ottomotor
Zylinder R6
Hubraum 2979 ccm
Motorkonstruktion 4 Ventile/Zylinder, DOHC, Saugrohreinspritzer
Aufladung Sauger
Bohrung x Hub 84x89.6 mm
Verdichtung 10.2:01
Antrieb RWD
Getriebe Manuell 5
Leistung 170 kW/231 PS
– bei Drehzahl 5900 U/min
Max. Drehmoment 300 Nm
– bei Drehzahl 3500 U/min
Fahrleistungen und Verbrauch
0-100 km/h 6.7 s
Höchstgeschwindigkeit 250 km/h
Tankinhalt 63
Verbrauch 100 km 9.3/100 km
CO2-Emission 222 g/km
Preis
Grundpreis (2001) 56'900 Franken
Zeitwert ca. 12'000 Franken

Bildergalerie BMW 330i Touring E46

Bilder: BMW

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