Slalom-SM – Ryters Poker mit Eva

Werner J. Haller | 05.05.2025

Beim Doppellauf (2. und 3.) zur Schweizer Slalommeisterschaft in Bière heimste Philip Egli am Samstag seinen nächsten Sieg ein. Doch am darauffolgenden Tag feierte Lionel Ryter (Foto) seinen ersten Erfolg. Der junge Walliser hatte Eva fast schon angefleht. Und mit Christoph Zwahlen und Martin Oliver Bürki gab es auch zwei Ex-Champions, die bei den Tourenwagen wieder siegten.

Ryter 3 klein

Böse Zungen im Fahrerlage beim Slalom in Bière meinten zu Lionel Ryter, dass es vielleicht besser wäre, wenn er seinem Auto, einem Formel-Renault-Tatuus, anstelle von «Eva» einen Männernamen geben würde. «Männer zicken weniger rum», hiess es mit einem zwinkernden Auge. Seine «Eva» hatte Ryter wie schon eine Woche zuvor beim Auftakt zur Slalom-SM in Frauenfeld auch in Bière genervt. Abermals machte der Motor Probleme, «ein Schlag wegen einer Bodenwelle, dann eine Kurve… popp, und der Motor ist aus. Wir haben alles abermals kontrolliert, ich weiss nicht mehr weiter», klagte Ryter, nachdem er im zweiten und letzten Trainingslauf vom Sonntag ausgerollt war.

Risiko bei der Reifenwahl

Doch nach dem ersten Rennlauf war der Jubel von Ryter grenzenlos, noch mit Helm auf dem Kopf konnte man den jungen Walliser vor Glück schreien hören. «Endlich! Endlich! Jetzt hat es gepasst!» Einerseits hatte «Eva» nicht rumgezickt, andererseits hatte Ryter bei diesem ersten Rennlauf gepokert. Der Regen setzte am Sonntag immer wieder ein, demnach war die mit 77 Toren ausgesteckte Strecke oft nass, trocknete zwischenzeitlich aber wieder auf. Während die Konkurrenz auf Regenreife setzte, allen voran Titelverteidiger Philip Egli, liess Ryter Slicks aufziehen. «Es war ein Risko. Aber die Strecke war bis auf ein paar Stellen trocken, und dort, wo sie noch nass war, habe ich Vorsicht walten lassen. Bisweilen war es heikel, mit Slicks zu fahren, vor allem bei der Schikane unten beim Wald war es noch sehr rutschig.»

Ryter Egli

Zwei Sieger von Bière: Seriensieger Philip Egli (r.) mit dem neuen Laufgewinner Lionel Ryter.

Ryter 1

Lionel Ryter: Wie schon in Frauenfeld setzt auch in Bière der Motor seiner "Eva" aus.

Ryter 4

Lionel Ryter: Die Ehrenrunde im Regen liess sich der neue Sieger nicht nehmen.

Egli 1

Philip Egli: Erstmals seit April 2023 nicht Tagessieger bei einem Lauf zur Slalom-SM.

Fast 13 Sekunden schneller war Ryter im Vergleich zu Egli. «Heute gewinne ich, denn jetzt kommt der Regen zurück!», jubelte Ryter nach dem ersten von zwei Durchgängen. Dann schwieg er ein paar Sekunden, «aber bei Egli weiss man nie…». Der Regen setzte tatsächlich wieder ein, stärker als während des Tages, neue Bestzeiten waren ausgeschlossen. Ryter liess sich den zweiten Rennlauf trotzdem nicht nehmen, es war sozusagen seine Ehrenrunde. Egli stellte seinen Dallara-Formel 3 hingegen im Parc Fermé ab, das Rennen war nach dem ersten Lauf entschieden. «Ich hatte auf die falschen Reifen gesetzt. Mit Regenreifen hatte ich auf meist trockener Strecke keine Chance, ich rutschte zu sehr herum. Aber ich bin immerhin Zweiter», schmunzelte Egli.

Rückkehrer Hängärtner auf dem Podest

Philip Egli hatte am 29. April 2023 in Ambri letztmals einen Tagessieg bei einem Lauf zur Schweizer Slalommeisterschaft verpasst (gegen Lukas Eugster). Nach zwölf Siegen in Serie endete die Erfolgsserie des Glarners. Aber in Bière hatte er am Samstag den Lauf zur Slalom-SM gewonnen, es war der insgesamt 56. Tagessieg seiner Karriere, weshalb er bezüglich der Titelverteidigung auf Kurs ist. «Ich war schon nach dem ersten Rennlauf zufrieden mit der Zeit. Trotzdem war ich skeptisch, ob es reichen würde, also legte ich noch einen Zacken zu.» Am Samstag hatte Egli seinen grossen Konkurrenten Ryter bei schönen Wetterbedingungen um fast fünf Sekunden distanziert.

Hängärtner 1

Yves Hängärtner: Erstmals nach dem Comeback auf dem Podest.

Dritter war am Samstag Yves Hängärtner mit einem Dallara-GP3. Der Berner hatte sich beim Slalom in Frauenfeld zurückgemeldet, nachdem er im Herbst 2022 zurückgetreten war. Beim Comeback reichte es «nur» zu Rang vier im Gesamtklassement, eine Woche später in Bière stand Hängärtner schon auf dem Podest. Tags darauf bezog er seinen ersten Saisonnuller: «Ich habe mit einem Pneu angehängt, da flog der Spoiler weg. Der Schaden ist nicht schlimm, aber es ärgert mich – zumal ich wie Ryter auf Slicks gesetzt hatte und einen zweiten Platz vergeben habe.» Den dritten Rang hinter Ryter und Egli holte sich am Sonntag Jimmy Froidevaux mit einem Norma M20 F Evo.

Die Ex-Champions Bürki und Zwahlen siegen wieder

Bei den Tourenwagen meldeten sich zwei ehemalige Schweizer Slalommeister zurück – beide mit einem Auto, dass sie sich auf diese Saison zugelegt haben. Martin Oliver Bürki, Champion von 2023, siegte am Samstag mit seinem neuen BMW 320is und Christoph Zwahlen, der Slalommeister von 2010 und 2012, gewann am Sonntag mit seinem neuen Porsche GT3 Cup R. Bürki wäre am Samstag zeitgleich gewesen mit Stephan Burri, dem Gewinner des Bergpokals 2023, der Scirocco-Pilot verliess Bière am Sonntagmorgen aber, nachdem die Rennleitung sein Auto tags zuvor für zu laut deklariert hatte, was eine Disqualifikation zur Folge hatte. Sowohl Bürki wie auch Zwahlen waren nach ihren Siegen etwas überrascht. «Ich hätte nicht gedacht, dass es so früh in der Saison schon klappt, zumal ich eine Woche zuvor in Frauenfeld noch Probleme mit der Motorelektronik hatte», sagte Bürki.

Zwahlen hatte zumindest auf den Sieg gehofft: «Am Samstag war der Kurs enger gesteckt. Aber ich wusste, wenn ein Kurs schnell ist, dann bin ich vorne dabei. Heute hat es gepasst. Es ist ein gutes Gefühl, zu gewinnen.» Zwahlen, der am Sonntag zudem Geburtstag feierte, musste lange auf einen solchen Erfolg warten. «Ich glaube, letztmals gewann ich die Tourenwagenwertung vor meinem Unfall.» Im Herbst 2013 zog sich der Thurgauer beim Bergrennen in Massongex mehrere Brüche zu. Etwas mehr als zwei Monate zuvor war er beim Slalom – in Bière! – noch schnellster Tourenwagenpilot. Übrigens zum fünften Mal in jenem Jahr nach den Slaloms in Frauenfeld, Moudon, Saanen und Bure.

Die Resultate gibt es hier (Samstag, Sonntag)

Zwahlen 2

Christoph Zwahlen: Tourenwagensieg mit dem Porsche GT3 Cup R.

Bürki 1

Martin Oliver Bürki: Tourenwagensieg mit dem BMW 320is.

Zenklusen

Vanessa Zenklusen: Beim persönlichen Saisonstart gleich Gruppensiegerin.

Fotos: Werner J. Haller

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