Thomas Amweg: «Fünf von zehn»

Werner J. Haller | 19.09.2024

Es war nicht die Saison von Thomas Amweg. In der Schweizer Bergmeisterschaft war er zwar Zweiter, aber als solcher war der Aargauer nie in der Lage, den Meister Robin Faustini herauszufordern.

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Thomas Amweg hatte Grosses im Sinn, als er Mitte April sein neues Fahrzeug präsentierte. Mit dem Sportprototyp Nova NP01 wollte der Aargauer Erfolge feiern, zumal das 1.7-Liter-Turbo-Triebwerk aus der luzernischen Motorenschmiede Helftec stammt. Mit einem solchen raste im Vorjahr Marcel Steiner zu seinem insgesamt sechsten Titelgewinn in der Kategorie Rennwagen der Schweizer Bergmeisterschaft. «Vor allem bei meinem Heimrennen in Reitnau und bei meinem Lieblingsrennen am Gurnigel will ich Zeichen setzen», hatte Amweg sichtlich begeistert gesagt, mit Blick auf sein neues Geschoss.

Rückstand auf Faustini

Fünf Monate später, nach dem Saisonfinale der nationalen Bergmeisterschaft in Les Paccots, ist Thomas Amweg enttäuscht. «Fünf von zehn», sagt er ohne lange Denkpause, als er seine Premierensaison mit dem Nova NP01 benotet. Bei seinem Heimrennen in Reitnau Ende Juni belegte Amweg zwar Platz zwei im Tagesklassement, aber der Rückstand von 2.32 Sekunden auf den späteren Schweizer Meister Robin Faustini waren ihm zu deutlich. Rund zwei Monate später am Gurnigel waren es sogar 10.89 Sekunden, die den zweitplatzierten Amweg von Sieger Faustini trennten. Bei den anderen fünf Bergrennen war Amweg je zweimal Dritter (La Roche und Les Paccots) und Vierter (Hemberg und Les Rangiers), und in Oberhallau reichte es ihm gar nur zum sechsten Platz im Tagesklassement.

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Thomas Amweg: Mit kritischem Blick auf die vergangene Saison.

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Bergrennen Gurnigel: Bei seinem Lieblingsrennen hatte Thomas Amweg viel Rückstand auf die Spitze.

Im Endklassement der Meisterschaft belegte der Aargauer mit 102 Punkten Platz zwei, ganze 54 Zähler hinter Champion Faustini. Zum Vergleich: Im Jahr zuvor battelten sich der spätere Meister Marcel Steiner und Eric Berguerand um den Titel – im Endklassement machten 27 Punkte den Unterschied. «Der Rückstand bei den Rennen lässt sich auch durch diverse technische Probleme erklären. Es gab selten ein Rennen, bei dem wir mit dem ersten Trainingslauf schon parat waren», erklärt Amweg.

Meisterliches Vorbild

Dass sich Thomas Amweg selbst ein enttäuschendes Zeugnis ausstellt, hat aber noch weitere Gründe. Nicht nur der Aargauer wechselte auf diese Saison hin sein Fahrzeug. Auch Robin Faustini stieg um, von einem Osella FA30 in einen Nova NP01 – dasselbe Auto wie Amweg. Amwegs 1.7-Liter-Turbomotor von Helftec Engineering hat ein Vorbild – das Triebwerk von Meister Marcel Steiner aus dem Vorjahr.

Es erklärt sich fast von selbst, weshalb Thomas Amweg zum Saisonstart Grosses im Sinn hatte. Ein Geschoss wie das seine schraubt die Erwartungen in die Höhe, das gibt der Aargauer rückblickend zu. «Es wäre aber falsch, die enttäuschende Saison allein auf das Auto zurückzuführen. Die Note fünf gilt auch dem Fahrer. Mir!» Er sei sicher nicht fit genug in die Meisterschaft gestartet, «so viele Tuben mit Salbe gegen Muskel- und Gelenkschmerzen habe ich wohl noch selten verbraucht».

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Auslegeordnung: Der Nova NP01-Helftec Turbo von Thomas Amweg.

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Auslegeordnung: Das 1.7-Liter-Turbo-Triebwerk aus der luzernischen Motorenschmiede Helftec.

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Auslegeordnung: Thomas Amweg bei der Arbeit mit dem Team.

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Auslegeordnung: Thomas Amweg im Gepräch mit seinem Vater Fredy Amweg, dem 20-fachen Sieger am Gurnigel.

Es gebe noch viel zu lernen, gibt Amweg zu. «Wir alle im Team müssen Erfahrungen sammeln. Es war, wie wir jetzt und mit Abstand zum Saisonstart und den hohen Erwartungen wissen, letztlich eben ein Lehrjahr. Wichtig ist zum Beispiel, welches Feedback ich meinem Chefmechaniker gebe, damit er das Auto passend einstellt. Bloss ist es noch schwierig für mich, das Auto richtig einzuschätzen und somit ein gutes Feedback zu geben.» Auf der Hinterachse hätte es immerzu Schwingungen gegeben, «ein Phänomen, dass wir nicht weggebracht haben. Kann sein, dass das Getriebe für den Motor zu schwach ist».

Drehzahlen und Drehmomente

So oder so, am Getriebe wird über den Winter sicher Hand angelegt. Aber einmal mehr, betont Amweg, müsse nicht nur die Technik funktionieren: «Früher, mit dem Formel 3, hatte ich viel Drehmoment, aber wenig Drehzahl. Der Formel 3000 verlangte mir einen Kompromiss ab. Nun, mit dem Turbomotor, muss ich wieder lernen, anders zu fahren.» Die Winterpause kommt für Thomas Amweg gerade richtig. «Es war für mich und das Team bestimmt nicht immer einfach in diesem Jahr. Aber wir wissen, wo wir den Hebel ansetzen müssen, um wieder auf die Siegstrasse zurückzufinden.»

Fotos: Werner J. Haller

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