Montagmorgen: Alfa Romeo 6C 2500

Peter Ruch | 08.01.2024

Auf Basis des 6C 2500 entstanden einige der schönsten Alfa Romeo überhaupt.

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  • Gebaut von 1939 bis 1953
  • Etwa 2500 Exemplare produziert
  • Ein erstes Beispiel: Sport Berlinetta von Touring

Einfach, damit das klar ist: In den 20er und 30er Jahren, da war Alfa Romeo so ein bisschen das Mass aller Dinge, wurde, zum Beispiel, 1925 allererster Weltmeister im automobilen Rennsport. Das war nicht weiter verwunderlich, denn das Unternehmen, gegründet 1910, war ein eigenartiges Konstrukt: aus ganz Italien strebten die besten Ingenieure, Mechaniker, aber auch Künstler nach Mailand, und sie fanden alle Aufnahme bei Alfa. Irgendwann waren es wahrhaftig Tausende von hochqualifizierten Mitarbeitern, und das bei einer Firma, die nur einige Hundert Fahrzeuge pro Monat herstellte. Es kam, wie es kommen musste: Alfa ging 1926 bankrott (damit hatten die Italiener eine gewisse Erfahrung, den ersten Konkurs hatte man schon 1915 hingelegt). Es kam der Staat zu Hilfe, die Banca d’Italia, hinter der Diktator Benito Mussolini stand. Doch Alfa wurde nicht gesundgeschrumpft oder auf wirtschaftlich gesunde Beine gestellt, sondern erhielt, so ganz im Gegenteil, den Auftrag, die besten Autos der Welt zu bauen. Ein Aushängeschild der italienischen Industrie sollte Alfa werden, nur das Beste vom Besten war gut genug.

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Die Sport Berlinetta von Touring aus dem Jahr 1939 gehört zu den automobilen Legenden - RM Sotheby's

Mit diesem Auftrag hatten die Mailänder keine Mühe. Im Gegensatz zu anderen Herstellern, die sich ihre Teile überall zukauften, wo sie sie nur kriegen konnten, wurde bei Alfa buchstäblich jede einzelne Schraube von einem Meister seines Fachs hergestellt. Nichts war unmöglich, und nur ein Mann wie Vittorio Jano konnte in diesem Konstrukt die Übersicht bewahren. Und Jano, geboren 1891 und 1923 von einem gewissen Enzo Ferrari von Fiat zu Alfa geschleust, war auch einer dieser Wahnsinnigen, er liess jedes Teil testen und prüfen, bis es seinen extremen hohen Anforderungen entsprach. Er konstruierte daraus den P2 und den P3 und den 6C 1500/1750 und auch noch die 8C 2300 / 2900 sowie schliesslich auch noch die Alfetta 158, alles Wunderwerke der Auto-Geschichte, die in jenen Jahren ihresgleichen suchten.

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Dieses Fahrzeug verfügt ausschliesslich über Schokoladenseiten - RM Sotheby's

Wir hatten es hier schon geschrieben: 1925 brachte Alfa Romeo den 6C 1500 auf den Markt, es kam danach der 6C 1750 ab 1929. 1933 folgte dann noch der 6C 1900, 1917 Kubik, 68 PS – was aber für stolze 130 km/h reichte. Vom 1900er wurden nur gerade 197 Stück gebaut. Schon 1934 kam der komplett neue 6C 2300, nun mit 2309 Kubik. Die ersten 760 Stück waren noch in das bestehende 1900er-Chassis eingebaut, doch schon 1935 folgte die B-Version, jetzt mit Einzelradaufhängung vorne und hydraulischen Bremsen, von der bis 1937 noch einmal 870 Exemplare hergestellt wurden.

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Ein Bild für Götter: Alfa Romeo 6C 2500 - RM Sotheby's

1938 kam dann die letzte Evolutionsstufe des Sechszylinders, der 6C 2500, 2443 Kubik, mindestens 90 PS. Diese Maschine wurde unverändert bis 1953 gebaut, wie viele Exemplare es gab, das ist nicht ganz klar – die Wirren des Krieges haben da viele Spuren verwischt, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Sicher ist, dass es den 2500er in drei Versionen gab: als Turismo mit 3,25 Meter Radstand, als Sport mit 3 Metern Radstand, und als Supersport mit 2,75 Metern Radstand. Der Motor selbst kam mit einem, zwei oder drei Vergasern, mit einer Leistung von 90 bis 145 PS. Rennwagen waren die 6C 2500 aber nicht mehr, aber der begabte Herrenfahrer konnte mit dem Alfa schon noch den einen oder auch anderen Blumentopf gewinnen.

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Und aerodynamisch war der Alfa Romeo auch noch - RM Sotheby's

Die 6C wurden selbstverständlich von allen in jenen Jahren bekannten Massschneidereien eingekleidet. Die kleinen Sechszylinder waren anfangs die besondere Stärke von Zagato, erstaunlich viele Exemplare wurden auch von James Young karossiert – doch die berühmtesten 6C waren sicher jene der Carrozzeria Touring in Mailand. Herrliche Dinge wurden da geschaffen, und zu den schönsten Geräten gehören sicher die Sport Berlinetta. Der Wagen ist von klassischer Schönheit – und die ist unvergänglich. Einmalig. Traumhaft. Wahrscheinlich 13 Exemplare mit dieser «Superleggera»-Karosserie wurden ab 1939 gebaut, die Anzahl der Kopien ist Legion.

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Vor dem 2. Weltkrieg waren eigentlich alle Alfa Romeo rechtsgelenkt - RM Sotheby's

Allein schon der Klang des Reihen-Sechsers ist dieses Geld wert. Natürlich ist ein 8C noch seltener, auch stärker, deshalb schneller, doch der Sound des 6C ist besser, unerreicht – er ist die Stradivari unter den Automobilen. Die Wagen erscheinen sehr fragil, doch sie sind erstaunlich stabil, werden von einigen «freaks» auch heute noch als «daily driver» genutzt. Wir werden uns erlauben, hier noch einige weitere Karosserie-Formen der Alfa Romeo 6C 2500 zu präsentieren.

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Schade, dass Sie ihn hier nicht hören können - RM Sotheby's

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