Spass muss sein: Fünf elektrische Kompaktsportler

Benjamin Bessinger | 01.07.2025

Für den Erfolg der Elektromobilität braucht es nicht nur bezahlbare Einstiegsmodelle, sondern auch ein paar Emotionen. Deshalb punkten selbst Stadtflitzer heute mit PS-Werten, die früher für Sportwagen gereicht hätten. Fünf Beispiele.

P90571703 high Res

Als Porsche 1963 den 911 enthüllte, kam der auf 130 PS – und wohl niemand wird an dessen Qualitäten als Sportwagen zweifeln. Doch Alain Favey kann darüber nur lachen. Er ist Chef von Peugeot und hat in Le Mans gerade das Tuch vom neuen Peugeot 208 GTI gezogen. Mit 280 PS ist er der jüngste Neuzugang in einer wachsenden Flotte elektrischer Kleinwagen, die nicht mit ihrem Preis punkten wollen, sondern mit ihrer Leistung.

PEUGEOTE 208 G Ti

Peugeot E-208 GTI

Peugeot E-208 GTI: Giftiger Gallier

Als Peugeot 2019 mit dem e-208 einen der ersten elektrischen Kleinwagen präsentiert hat, mussten ihm noch 136 PS reichen. Jetzt gibt es einen neuen GTI mit mehr als doppelt so viel Power, den E-208 GTI. Genau 40 Jahre, nachdem die Franzosen ihrem Löwenbaby schon einmal ein Sportabzeichen ans Blech gepappt haben.

Diesmal gibt’s elektrisches Tuning – und die Leistung des Frontmotors steigt auf 280 PS. Mit 345 Nm beschleunigt er in 5.7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und erreicht bis zu 180 km/h. Damit diese Kraft besser auf die Straße und das Auto flotter um die Kurve kommt, spendiert Peugeot dem 208 GTi ein Sperrdifferential, erweitert die Spurbreite und senkt den Schwerpunkt um drei Zentimeter.

Am Akku ändert sich beim Bodybuilding allerdings nichts: Es bleibt bei 54 kWh und einer maximalen Ladeleistung von 100 kW. Fürdie Langstrecke eignet sich der elektrische Löwe nur eingeschränkt. Denn schon im Normzyklus ist nach 350 Kilometern Schluss.

Preis: noch unbekannt.

A290

Alpine A290

Alpine A290: Im Geiste ein Gipfelstürmer

Klein aber oho: Nach diesem Motto wird aus dem viel gelobten Renault R5 die Alpine A290 und damit das erste Elektroauto der sportlichen Renault-Schwester. Der mit dicken Backen und Zusatzscheinwerfern aufgebrezelte Kraftmeier bietet für mindestens 37‘700 Franken statt der bis dato eher mageren 150 PS schon in der Basisversion 177 und im Top-Modell 218 PS. Zugleich steigt die Spitzengeschwindigkeit laut Alpine von 150 auf 170 oder 180 km/h. Der Akku allerdings hat nur 52 kWh, ist deshalb nach 380 Normkilometern leer und lädt mit lediglich 100 kW nach.

Zwar hat Alpine mit dem A290 auf den R5 schon ordentlich einen draufgesattelt. Doch will sich die Mutter von der wilden Tochter nicht die Schau stehlen lassen, legt deshalb 2027 mit dem Renault Turbo 3E noch einmal nach und wirft dann irrwitzige 540 PS ins Rennen.

Abarth500e Scorpionissima

Fiat 500 E Abarth

Abarth 500 E: Skorpion unter Strom

Von wegen Gift am Stachel: Fiat-Ableger Abarth macht aus dem Cinquecento einen Kraftmeier ohne schlechtes Gewissen – und hat dafür auch die Elektroversion des Kleinwagens getunt. Der Hersteller installiert im Abarth 500 E neben neuen Schürzen und Schwellern vor allem einen etwas stärkeren Motor und stimmt den Wagen strammer ab.

Wo Fiat bei 118 PS Schluss macht, lockt Abarth mit 155 PS und verspricht einen Sprint von 0 auf 100 km/h in 7.0 Sekunden. Außerdem heben die Italiener die Höchstgeschwindigkeit auf 155 km/h an. Im Boden bleibt es bei der 42 kWh-Batterie, die mit maximal 85 kW geladen wird und im Normzyklus im besten Fall für 265 Kilometer reicht.

Smart1brabus

Smart #1 Brabus

Smart #1 Brabus: Mehr Masse, mehr Muskeln

Die Zeiten, in denen Smart mal knuffige Knirpse gebaut hat, die kaum aus dem Quark kamen, sind mit der Einflussnahme der Chinesen, der ernsthaften Elektrifizierung und dem Debüt des #1 vorbei. Aber die Partnerschaft mit Brabus ist geblieben. Nur, dass die Bodybuilder aus Bottrop mittlerweile ein paar mehr Möglichkeiten haben.

Wie gross die sind, haben sie gleich beim Smart #1 Brabus bewiesen: Denn statt in der Serie maximal 368 PS, die für Smart-Kunden der ersten Stunde schon deutlich zu viel wären, gibt es jetzt zwei E-Motoren mit zusammen 428 PS, die den #1 zu einem der kräftigsten Kleinwagen am Markt machen.

Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt damit in atemberaubenden 3.9 Sekunden, nur das Spitzentempo ist mit 180 km/h allenfalls gehobener Durchschnitt. Vom Preis kann man das dagegen nicht behaupten: Mehr Masse, mehr Muskeln – mehr Kasse, lautet das Motto, mit dem die Chinesen einen Einstieg von fast 49‘000 Franken rechtfertigen wollen.

Mini JCW Acemann Cooper

Mini Aceman JCW (links) und Cooper JCW

Mini John Cooper Works: Eiliger Engländer für die Generation E

Sport ja, Schweissgeruch nein – nach diesem Motto bietet Mini seine neuen John Cooper Works-Modelle bei Cooper und Aceman jetzt auch elektrisch an. Dafür installieren die Briten einen Frontmotor mit 258 PS, der bis zu 350 Nm entwickelt und auf Knopfdruck für zehn Sekunden in einer Art Overdrive noch mal einen Extra-Boost bietet.

Die Preise beginnen bei 44‘090 Franken für den dreitürigen Cooper und bei 48‘400 Franken für den Aceman, der als kleines SUV von 4.08 Metern neu ist in der Familie.

Zwar beweisen die Sportler unter Strom ein imposantes Sprintvermögen. Beim Cooper zum Beispiel nimmt die E-Variante dem Turbo mit einem Wert von 5.9 Sekunden sogar zwei Zehntel ab. Doch müssen sportliche Fahrer dennoch ein paar Abstriche machen. Nicht nur, dass der Sound aus dem Synthesizer kommt satt aus dem Auspuff. Sondern auch das Spitzentempo ist mit elektronisch begrenzten 200 km/h weniger imposant.

Ausserdem müssen die beiden Sportler mit ihrem 54 kWh grossen Akku spätestens nach 371 Normkilometern an die Steckdose und gönnen sich dort bei Ladeleistungen von 95 kW am DC-Lader eine vergleichsweise lange Verschnaufpause. SP-X/AR

Fotos: Abarth, Alpine, Mini, Peugeot, Smart

Kommentare

Keine Kommentare