BMW iX3: 800 km Reichweite und revolutionäres Bedienkonzept
Moritz Doka | 05.09.2025
Nach Mercedes mit dem CLA stellt nun BMW seinen Kämpfer in der elektrischen 800-V-Liga vor: den iX3. Als erster Vertreter der «Neuen Klasse» zeigt er, was technisch mit dieser Plattform möglich ist – und das nicht nur in Sachen Reichweite und Ladeleistung, sondern auch hinsichtlich Bedienung und Fahrdynamik.
Vor gut fünf Jahren, als alles auf Elektro schwenkte und keinem Hersteller der Abschied vom Verbrenner früh genug kommen konnte, blieb einer ruhig: BMW. Stattdessen propagierten die Bayern «The Power of Choice», die Kunden sollen selbst wählen können, welche Antriebsart für sie die richtige ist. Die elektrischen Volumenmodelle wie der i4 und der i5 sind deshalb nur elektrische Varianten auf Basis einer Plattform, die auch Verbrenner aufnehmen kann. Etwas zögerlich schien diese Strategie damals neben Mercedes’ MB.EA-Plattform und die von der VAG in Aussicht gestellten Produkte auf PPE-Basis.
Zwischendurch hat der Elektrozug, auf den alle aufgesprungen sind, seine Fahrt etwas verlangsamt – und Mercedes und BMW spielen verkehrte Welt. Der Stern sieht seine Zukunft in der MMA-Plattform (beginnend mit dem CLA), die zwar zuvorderst Elektromodelle mit 800-V-Technik hervorbringt, aber auch welche mit Verbrenner darstellen kann. BMW dagegen bringt mit der Neue-Klasse-Plattform reine Elektrotechnik für den Massenmarkt, den Anfang macht der neue iX3. Die Kunden sollen noch immer die Wahl haben, sagt man uns bei der Präsentation. Schliesslich wird nach wie vor ein X3 mit Benzinern, Dieseln und Plug-in-Hybriden angeboten. Aber eben auf einer komplett anderen Basis, und was da in Form des iX3 auf die Autowelt zurollt, riecht schon sehr nach Zukunft.
Maximale Reichweite, minimaler Verbrauch
Zentraler Bestandteil der Plattform ist ein neuer Akku mit Rundzellen, deren Energiedichte um 20 Prozent höher ist als in BMWs bisherigen Batterien. Die Nettokapazität liegt bei 108 kWh, was bei einem angepeilten Verbrauch von 15 kWh/100 km Reichweiten von rund 800 Kilometern erlauben soll. Wer nachrechnet und auf 720 Kilometer kommt: Der WLTP-Verbrauch beinhaltet immer auch die Ladeverluste. Apropos: Strom gezapft werden kann mit maximal 400 kW, eine Ladung von zehn auf 80 Prozent dauert 21 Minuten. Trotz 800-V-Technik kann auch an 400-V-Säulen geladen werden.
Zum Vergrössern anklicken!
Eine optimierte Lade-App soll das Ladeerlebnis verbessern. So werden von anderen App-Nutzern Daten zu den Standorten und durchschnittlich erreichten Ladegeschwindigkeiten an öffentlichen Ladesäulen gesammelt, diese Informationen in der App bei Bedarf automatisch angepasst und in die Routenplanung integriert. Mit seiner V2L- und V2G-Fähigkeit kann der iX3 externe Geräte mit Energie versorgen und Strom ins Netz zurückspeisen – was in der Schweiz gesetzlich leider noch nicht erlaubt ist.
Designanleihen aus den 1960ern
Mit seinen 4.78 Metern ist der iX3 praktisch gleich lang wie der X3, sieht aber futuristischer aus. Das SUV übernimmt viel von der Studie Neue Klasse X, gemischt mit einer Portion iX und mit echten Seitenspiegeln statt Kameras. Mit der oben vorspringenden Haube ist sogar etwas Sharknose-Design zurückgekehrt, aktive Aerodynamik und ein verkleideter Unterboden sorgen für einen modernen cW-Wert von 0.24. Ob es einem gefällt oder nicht: Ab sofort wird jeder neue BMW dieses Design tragen.
Für weitere Bilder auf die Pfeile klicken!
Für weitere Bilder auf die Pfeile klicken!
Für weitere Bilder auf die Pfeile klicken!
Für weitere Bilder auf die Pfeile klicken!
Für weitere Bilder auf die Pfeile klicken!
Anstelle von Chrom schmücken zahlreiche Lichtleisten die Front. Sowohl zwischen dem angedeuteten Nierengrill und den Scheinwerfern als auch um die Doppelniere herum ziehen sich LED-Streifen, die den iX3 noch auffälliger gestalten.
Innenraum mit revolutionäre Bedienkonzept
Auch wenn das neue Infotainmentsystem BMW OS X bereits Anfang des Jahres vollständig gezeigt wurde, es live zu erleben haut einen dann doch vom Hocker. Für eine vollständige Demonstration bitte das Vorstellungsvideo anschauen – es lohnt sich.
Für weitere Bilder auf die Pfeile klicken!
Für weitere Bilder auf die Pfeile klicken!
Für weitere Bilder auf die Pfeile klicken!
Für weitere Bilder auf die Pfeile klicken!
Für weitere Bilder auf die Pfeile klicken!
In Kurzform: Es gibt neuerdings ein über die ganze Scheibenbreite verlaufendes, 43.3 Zoll grosses Head-up-Display, das für alle Passagiere einsehbar ist. Zwei von drei Teilbereichen können vollständig konfiguriert werden. Die Anzeigen befinden sich knapp unterhalb des Sichtfelds, wodurch man die Augen kaum mehr von der Strasse nehmen muss. Steuerbefehle der Lenkradtouchflächen werden dort ebenfalls sichtbar. Auf dem Armaturenbrett sitzt ein 17.9-Zoll-Bildschirm mit mehreren Anzeigebereichen und neuer Systemoberfläche. Gegen Aufpreis gibt es noch ein reguläres Head-up-Display, das vor den Fahrer in die Scheibe projiziert wird. Zur Bedienung gibt es weiterhin noch einige Tasten und einen intelligenten natürlichen Sprachassistenten.
Grosszügiger Kofferraum
Ach ja, Auto sein muss der rollende Techniktempel natürlich auch noch. Und das ist er. Im Kofferraum finden zwischen 520 und 1750 Liter Gepäck Platz, dazu 58 Liter im Frunk. Das Raumangebot für die Passagiere ist ebenfalls fürstlich. Materialien und Verarbeitung sind erstklassig, da hat BMW im Gegensatz zum X3 ganze Arbeit geleistet.
Für weitere Bilder auf die Pfeile klicken!
Für weitere Bilder auf die Pfeile klicken!
Für weitere Bilder auf die Pfeile klicken!
Für weitere Bilder auf die Pfeile klicken!
Für weitere Bilder auf die Pfeile klicken!
In der Basisausstattung ist der ganze Innenraum aus tierfreien, recycelten Materialien gefertigt. Insgesamt wurde der CO2-Ausstoss laut BMW gegenüber dem Vorgänger um 30 Prozent reduziert, sodass rein rechnerisch nach 21'500 Kilometern Parität mit einem vergleichbaren Verbrenner herrscht.
Vier Supercomputer steuern den iX3
Als softwaredefiniertes Fahrzeug soll der iX3 neue Massstäbe in Sachen Fahrdynamikregelung setzen. Die Anlagen dazu bringt das SUV in Form von vier Hochleistungscomputern mit, von denen sich einer um das automatisierte Fahren und einer um die Fahrdynamikregelung kümmert. Die Systeme sollen schneller, feinfühliger und intelligenter agieren, weshalb man als Fahrer weniger von ihnen mitbekommen soll. Fahrspass als Unterstützung und nicht als Eingriff, sozusagen. Ob das so ist, werden wir so bald wie möglich testen.
Der Antrieb der Wahl wird dann der iX3 50 xDrive sein, mit Allradantrieb samt Asynchronmaschine vorne und stromerregter Synchronmaschine hinten. Zusammen leisten die Motoren 346 kW (470 PS) und 645 Nm Drehmoment, womit das SUV in 4.9 Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigt und 210 km/h Höchstgeschwindigkeit erreicht
Ähnlicher Preis wie beim BMW X3
Ein wahres Technikmonster also, der iX3, und damit eine ganz schöne Abkehr von den bisherigen Modellen. Das erinnert eher an die Zeiten von i3 und i8, als BMW mit enormem finanziellen Aufwand in Sachen E-Mobilität vorpreschte – und dann mit eher mauen Absatzzahlen bestraft wurde. Es steht zu vermuten, dass es mit dem iX3 anders laufen wird. Nicht zuletzt, weil der Einstiegspreis zumindest in Deutschland mit 68'900 Euro auf einem Level mit dem X3 ist; das gut ausgestattete Ausstellungsstück kostet in der Schweiz 78'000 Franken. Premiumliga, aber für derart viel Technik vertretbar. X3 oder iX3 also? Keine Preisfrage, die «Power» der «Choice» liegt allein bei den Kunden.